Der Wert der kleinen Dinge - Soziales Praktikum mit AWO International in indischen Hilfseinrichtungen

13.09.2006

Die Rückkehr nach Deutschland ist ihnen fast schwerer gefallen als die Ankunft in Indien: Lena und Katharina Kleemann haben im Sommer Praktika in sozialen Hilfseinrichtungen in Indien gemacht. Die Aufenthalte auf dem Subkontinent wurden von AWO International organisiert, der AWO Bezirk Westliches Westfalen finanzierte das Projekt.
„Wir haben seit unserer Rückkehr nicht mehr in den Fernseher geschaut. Das ist Zeitverschwendung“, sagt Katharina, eine der 19-jährigen Zwillinge aus Dortmund, „nach Indien hat das an Bedeutung verloren. Anderes ist wichtiger geworden.“ Katharina hat sieben Wochen, ihre Schwester fünf Wochen in Chennai und der Küstenregion Cuddalore gearbeitet.
Dabei haben sie die indische Alltagskultur unmittelbar erlebt und dabei gelernt, auf die kleinen Dinge zu achten. Die Menschen in Indien sind ärmer, „aber das Leben ist herzlicher, weniger hektisch“ sagt Lena. Dennoch fehlt es an vielem. Zurück in Dortmund wussten die beiden jungen Frauen, was wirklich wichtig ist: heißes Wasser beispielsweise, elektrischer Strom zu jeder Tageszeit oder ein Kühlschrank.
Katharina und Lena arbeiteten zuerst in einer Schule und Werkstatt für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Auch im Umgang mit behinderten Menschen ist der kulturelle Unterschied groß, erfuhren die beiden. „Das ist in Indien so wie bei uns vielleicht vor fünfzig Jahren.“ Institutionen wie das von AWO International unterstützte „Life Health Center for the Handicapped“, die durch eine Ausbildung den Menschen zur Selbstständigkeit verhelfen wollen, sind immer noch die Ausnahme. Bei ihrer zweiten Station Cuddalore, einer ländlichen Küstenregion, erfuhren die Dortmunderinnen viel über die Folgen der Tsunamikatastrophe und die Bekämpfung der Aidsepidemie.
Ende des Jahres fliegt Katharina nach Brasilien, Lena nach Mexiko. Beide werden dort wieder in sozialen Projekten arbeiten. „Wir wollen nach dem Abitur möglichst viel Erfahrungen sammeln“, sagt Lena. Sie und ihre Schwester wissen, dass sie auf diese Weise fremde Länder viel besser kennen lernen als jeder Tourist.
Zurzeit verdienen sich die jungen Frauen das Geld für die bevorstehende Reise. „Auch das ist ja bei der AWO anders“, sagt Lena. Dass die Kosten für das soziale Praktikum übernommen werden, ist die große Ausnahme: „Sonst muss man fast immer Reise und Unterkunft selbst bezahlen.“

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