In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, gelingt es nicht, die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen sicherzustellen und Armut zu überwinden. Besonders alarmierend ist, wenn diejenigen betroffen und ausgeschlossen sind, die an ihrer materiellen und sozialen Lage am allerwenigsten etwas ändern können – darunter Kinder und Jugendliche. Aktuell lebt jedes fünfte Kind in Armut.
Bereits vor mehr als 20 Jahren hat die Arbeiterwohlfahrt das Thema Kinder- und Jugendarmut als sozialpolitisch relevant identifiziert und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. mit einer empirischen Untersuchung dieses gesellschaftspolitischen Phänomens beauftragt. So wurden die Lebensverläufe von ursprünglich 893 sechsjährigen Kindern, die im Jahr 1999 Kindertagesstätten der Arbeiterwohlfahrt in ganz Deutschland besucht haben, zu vier Zeitpunkten und stets differenziert nach Armutslagen ihrer Familien untersucht. Im Jahr 2018 konnten 205 Studienteilnehmende – nun im Alter von 25 und 26 Jahren – wieder erreicht und befragt werden. Anhand ihrer Biographien können wir nachvollziehen, wie sich Aufwachsen in Armut auf das Leben der Kinder bis zum Erwachsenenalter ausgewirkt hat.
Auch wie die bisherigen Studienerkenntnisse sollen die Ergebnisse der aktuellen Phase mit der praktischen und politischen Arbeit der AWO rückgekoppelt, diskutiert und zum Anlass genommen werden, gemeinsam mit Politik, Praxis und Zivilgesellschaft wirksame Lösungen zur Überwindung von Kinder- und Jugendarmut zu entwickeln und umzusetzen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse der AWO-ISS-Langzeitstudie „Wenn Kinderarmut erwachsen wird…“. Die Fachtagung richtet sich an Fachleute aus allen Wohlfahrtsverbänden, anderen Organisationen, Politik, Praxis und Wissenschaft sowie an die interessierte Fachöffentlichkeit. Natürlich auch an alle interessierten Ehren- und Hauptamtlichen der AWO.
Die Veranstaltung findet statt am 06.02.2020 in der Zeit von 10:00 bis 15:00 Uhr im RuhrCongress Bochum.