plan B - stadtteilorientierte Produktionsschule in der Dortmunder Nordstadt

18.08.2009

Plan A, allen Schulabgängern einen Ausbildungsplatz zu verschaffen ist gescheitert. Die prekäre Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt hat dies verhindert. Jetzt muss plan B greifen. plan B ist der Name für eine stadtteilorientierte Produktionsschule in der Dortmunder Nordstadt.

plan B ist außerdem eine Träger übergreifende Qualifizierungsmaßnahme für Jugendliche mit dem Ziel, deren Integration in Arbeit und Ausbildung zu fördern. Plan B erfasst Langzeitarbeitslose unter 25 Jahre. „Sie werden hier nicht nur beschäftigt, sondern arbeiten produktiv mit", sagt Guido Ehm, einer von vielen Fachanleitern. Die Teilnehmer der Qualifizierungsmaßnahme stellen Produkte her oder bieten Dienstleistungen an. Die Vermarktung schließt sich an. Die Macher im plan B stammen von „dobeq", der Stadtteil-Schule Dortmund e.V. und der Grünbau GmbH. „Unsere Beschäftigungsmodelle sind innovativ", heißt es im Werbeprospekt ganz selbstbewusst. Die Dortmunder Agentur für Arbeit vermittelt die Jugendlichen, Arbeitsgelegenheiten gibt es in den sechs Abteilungen:

  • Aufwertung des Stadtteils
  • Veranstaltungstechnik- und Service
  • Multimediaagentur
  • Gestalten mit Stoffen und Farben
  • Künstlerisches Gestalten mit Metall
  • Marketing

Die Abteilungen orientieren sich an einem Gesamtkonzept - Integration in Arbeit und Ausbildung - und sind untereinander verzahnt. Das heißt: Die Marketing-Abteilung übernimmt per Telefon die Aquise, bietet die unterschiedlichsten Dienstleistungen an und verabredet bei Bedarf einen Außentermin. Der Fachanleiter präsentiert professionell das Produkt und hofft auf den Auftrag.

Das Motto heißt: Aus der Nordstadt in die Nordstadt. Produkte und Dienstleistungen sollen vorwiegend in der Dortmunder Nordstadt präsentiert werden, plan B selbst operiert von Lindenhorst aus. Hinter dem Konzept steckt eine Philosophie und der Glaube an die eigene Stärke: Alle Beteiligten an dem Prozess - Teilnehmer oder Kunden - tragen zur Aufwertung des Stadtteils Nordstadt bei und zeigen sichtbares Engagement.

Der plan B scheint aufzugehen: Die Jugendlichen gehen motiviert zu Werk, anstatt den Tag zu verschlafen oder irgendwo abzuhängen, beschäftigen sie sich sinnvoll mit etwas. Wie etwa die unter 25-Jährigen, die unter Anleitung von Michael Figur ein Betonsofa nach holländischem Vorbild bauen und zunächst am Modell feilen. Es ist für den Außenbereich gedacht und kann je nach Kundenwunsch entsprechend gestaltet werden. Form, Farben und Abmessungen sind dabei variabel, der Preis beträgt etwa 1350,-- Euro. In Dortmund steht ein solches Exemplar beispielsweise am Big Tipi im Fredenbaumpark. Das Betonsofa wiegt etwa 1,5 Tonnen und ist drei Meter lang. In der Fachabteilung von Michael Figur werden außerdem noch Holzskulpturen hergestellt. Geht es um Wandgestaltungen aller Art, ist eine andere Fachabteilung gefragt. Eine Kindertagesstätte der AWO schmückt seit Kurzem die Skyline von Dortmund. Der Preis pro Quadratmeter Bildfläche beträgt etwa 23 Euro, möglich ist eine mehrfarbige Gestaltung entweder mit Dispersionsfarbe oder mit Acryl. Form, Farben und Abmessungen sind dabei variabel.

Im Metall verarbeitenden Bereich konstruieren zwei Jugendliche ein Modell für einen Fahrradunterstand bzw. eine Überdachung. Das Original besteht aus verzinktem oder angestrichenem Stahl. Für die Dachdeckung wird Trapezblech verwendet, eine Seitenabdeckung aus Holz oder (Loch-)Blech ist gegen Aufpreis möglich. Die Maße liegen bei 2m x 2,90m x 2,30m. Preis für den Unterstand: unter 2000 Euro. Gemeinnützige Vereine oder Träger greifen gerne auf das knowhow der planBAbteilung „Veranstaltungstechnik/multi-media" zurück. Die Jugendlichen fertigen und reparieren im Werkstattbereich, der Preis für ihre Arbeit errechnet sich aus Materialkosten plus Unkosten. Je nach Aufwand rechnen die Fachabteilung bei Veranstaltungen ab, wenn Licht, Ton und anderes Equipment bereitgestellt werden. Die Jugendlichen sind gut beschäftigt, das Stadtbezirksmarketing hat gerade für das Kinderfest am Nordmarkt am 10. Oktober angefragt. Sebastian Müller ist Fachanleiter für den multi-media-Bereich. „Keine unserer Abteilungen tritt in den öffentlichen Wettbewerb", sagt er. Und meint: Das macht das Arbeiten so entspannt für alle. Der Druck, permanent profitabel zu wirtschaften, wird dadurch abgefedert. Es bleibt genügend Zeit, die unter 25-Jährigen fachgerecht anzuleiten und zu motivieren. plan B ist schließlich eine Produktionsschule und keine Fabrik.

Text von Carl Funkel

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