Ver.di spitzt Tarifstreit ebenso voreilig wie überflüssig zu: Resonanz auf Ver.di-Streikaufruf bleibt hinter Erwartungen zurück

11.09.2014

Der Streikaufruf der Gewerkschaft Ver.di für Freitag, den 12.09.2014 findet offenbar nicht den erwarteten Anklang. Nur in 7 von 61 Altenpflegeheimen mussten Notdienstpläne aufgestellt werden. Von den über 300 Kindertagesstätten bleiben nur 31 geschlossen, die Eltern wurden informiert.

Im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen hat die Gewerkschaft Ver.di ausgerechnet die Mitarbeiter in 61 Altenpflege-Einrichtungen und über hundert Kindertagesstätten der AWO in den Regierungsbezirken Arnsberg und Münster zu flächendeckenden Warnstreiks aufgerufen. Beteiligen werden sich deutlich weniger; und für die betroffenen Einrichtungen sind Notvereinbarungen abgeschlossen worden.

Mindestbetreuung für Altenheime und Kitas sichergestellt Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist danach selbstverständlich eine Mindestbetreuung (wie an Sonn- und Feiertagen) sichergestellt. Bei den betroffenen Kindergärten werden Notgruppen eingerichtet. Betroffene und Angehörige informiert die AWO über die jeweiligen Einrichtungsleitungen.

Die geringe Resonanz ist offenbar nach Auskunft von Mitarbeitern zum einen darauf zurückzuführen, dass Ver.di zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt in die Warnstreiks einsteigt: Erst in der Nacht vor dem ersten Verhandlungstag am vorigen Donnerstag (4. September) leitete Ver.di die Tarifforderungen an den AWO-Arbeitgeberverband weiter. Zwar wurde schnell deutlich, dass die AWO die Forderungen nicht akzeptieren kann: Sie liegen mit einem verlangten realen Plus von bis zu 10,3 Prozent je nach Lohnund Gehaltsgruppe überaus deutlich über den Abschlüssen des öffentlichen Dienstes und sind ohnehin nicht zu refinanzieren. Ver.di ließ der Arbeitgeberseite aber nicht einmal Zeit, ein Gegenangebot zu formulieren - kündigte aber schon am Donnerstagabend Warnstreik-Aktionen an.

Dritter freier Tag für Gewerkschafter ärgert Nichtmitglieder Zudem beklagen Nicht-Gewerkschafter den Umstand, dass Ver.di einen dritten freien Tag pro Jahr für Gewerkschaftsmitglieder fordert. Denn diese Forderung, ausgerechnet auf Platz 1 der Forderungsliste präsentiert, geht nach Auffassung vieler AWO-Beschäftigter zu Lasten der Gesamt-Verhandlungsmasse.

Der AWO-Bezirksverband Westliches Westfalen hält die Warnstreiks ohnedies für eine „völlig überflüssige Zuspitzung mit überraschend aggressivem Charakter", so Geschäftsführer Wolfgang Altenbernd. „Dass die zum Teil auch noch auf dem Rücken von alten und zum Teil pflegebedürftigen Menschen stattfinden", sei inakzeptabel. „Der Anstand hätte es überdies geboten, erst einmal die Position der nordrhein-westfälischen AWO-Arbeitgeber anzuhören."

Der Geschäftsführer des Bezirksverbandes geht davon aus, dass die Arbeitgeberseite konstruktive Gegenvorschläge rechtzeitig zur nächsten Verhandlungsrunde Ende September vorlegen wird. „Und da geht es erst richtig ins Eingemachte und an die Details einer konstruktiven Tariflösung, an der selbstverständlich auch die Arbeitgeber ein Interesse haben. Schließlich sind nur angemessen entlohnte Mitarbeiter auch motivierte Mitarbeiter."

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