Das ESF-Projekt des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“ ist ein voller Erfolg. Insgesamt haben sich rund 600 Interessierte bei der AWO mit Sitz in Dortmund beworben, um in den Beruf des Erziehers einzusteigen. Das Besondere: Das Projekt ermöglicht „Fachfremden“ mit einer anderen beruflichen Ausbildung oder Berufserfahrung die Möglichkeit, sich innerhalb von drei Jahren ausbilden zu lassen. Die Ausbildung ist entsprechend praxisnah und für Erwachsene konzipiert. Als zusätzlichen Anreiz erhalten die Quereinsteiger ein monatliches Gehalt in Höhe von rund 1000 Euro.
Die Teilnehmer stammen aus unterschiedlichsten Branchen: Von der Bankkauffrau bis zum Geophysiker, von der Bioingenieurin bis zum Metzgermeister. Im Schnitt sind die Bewerber zwischen 30 und 40 Jahre alt - der älteste war 60. „Viele von ihnen möchten den Neustart wagen, um in einem interessanten Berufszweig Fuß zu fassen. Erzieher sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt und werden es aller Voraussicht nach auch in den nächsten Jahren noch sein“, sagt Ursula Hawighorst, Leiterin des Projektes „Quereinstieg“.
Von den 600 Bewerbern, die aus ganz Nordrhein-Westfalen stammen, wurden 75 ausgewählt. In drei Durchgängen werden sie ausgebildet. Der letzte startet im kommenden Herbst. Das Projekt endet 2020.
Im Unterschied zur klassischen Erzieherausbildung, die aus zwei Jahren Fachschule und einem Anerkennungsjahr besteht, sind im Projekt Theorie und Praxis ganz bewusst von Anfang an verwoben: Die Woche gliedert sich in den ersten beiden Ausbildungsjahren in drei Tage Schule und zwei Tage Einsatz in der Kita, im dritten Ausbildungsjahr ist der Praxisteil deutlich länger.
Praktische Erfahrungen sammeln die Quereinsteiger in Kindertageseinrichtungen in Trägerschaft der AWO und FABIDO (Eigenbetrieb der Stadt Dortmund) Kooperationspartner der schulischen Ausbildung ist das Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg in Dortmund.
Die Einrichtungen, in denen die Fachfremden praktische Erfahrungen sammeln, senden zum größten Teil positive Rückmeldungen. Starke Persönlichkeiten mit hoher Verantwortungsbereitschaft und großer Motivation verstärken die Kitas im Rahmen des Projektes.
Die Quote derjenigen, die abbrechen, ist gering. Viele wissen bereits, auf welches Arbeitsfeld sie sich einlassen: Die Bewerber müssen in NRW zuvor ein halbjähriges Praktikum absolviert haben, um die Ausbildung beginnen zu können. Nach dem Abschluss werden viele eine gute Aussicht auf einen Arbeitsplatz haben, möglichst bei einem der beteiligten Träger. Auch in anderen Arbeitsbereichen wie den erzieherischen Hilfen, der Eingliederungshilfe oder dem offenen Ganztag werden sie einsteigen können.
Quereinsteigern mit einer praxisintegrierten Ausbildung den Einstieg in den Erzieherberuf zu ermöglichen, sei auch eine wirksame Methode, den Fachkräftemangel anzugehen, resümiert Ursula Hawighorst. Ein weiterer positiver Aspekt: 40 Prozent der Studierenden sind männlich. „Damit werden wir unserem Anspruch gerecht, mehr Erzieher für Kindertagesstätten zu gewinnen. Unser Anteil an Männern wächst ständig, zurzeit liegt er aber insgesamt nicht einmal bei 7 Prozent.“
Das Projekt, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des „Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend“ (BMFSFJ) finanziert wird, ist ein Nachfolgeprojekt des ESF-Bundesmodellprogramms „Mehr Männer in Kitas“, mit dem der AWO Bezirk Westliches Westfalen in der Vergangenheit für den Erzieherberuf geworben hat.
„Wir wollen mit diesem Projekt neue Wege der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern gehen: Praxisnah, bezahlt, gender- und erwachsenengerecht. Dieser anspruchsvolle Beruf erfordert eine Aufwertung, die auch durch ausgebildete Quereinsteiger angestoßen werden kann. Um diese berufsbegleitende Form der Erzieherausbildung weiter voran zu bringen, müssen die Kitas zu Ausbildungsstellen werden und entsprechende Mittel haben, um eine angemessene Vergütung zu zahlen.“
Weitere Informationen:
Ursula Hawighorst
Telefon: 0231 5483-107
ursula.hawighorst@awo-ww.de