Ein Blick auf den Wohnungsmarkt zeigt, wo die Potentiale liegen. Die Zahl der älteren Haushalte nimmt zu, während die Vergleichswerte in allen Bevölkerungsgruppen kontinuierlich abnehmen. Genau hier setzen die Planer an: Wenn man flexible kombinierte Wohn- und Betreuungsangebote schafft, können sehr viel ältere Menschen als heute in ihrer eigenen Wohnung leben. Das stellt nicht nur sie selbst zufrieden, weil sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können, sondern saniert auch die öffentlichen Kassen. Die Pflege zu Hause kostet weniger als die stationäre Pflege.
Beim AWO Bezirk Westliches Westfalen hat man diese Entwicklung bereits erkannt. Wolfgang Altenbernd, der Geschäftsführer des AWO Bezirks, sieht große Chancen in der Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Freier Wohlfahrtspflege. In dem Dreieck Mieter, Vermieter und Anbieter von Betreuungsleistungen spielt die AWO eine wichtige Rolle. Doch die Entwicklung könnte wesentlicher schneller vorangehen. Altenbernd beklagte bürokratische Hemmnisse durch das Heimgesetz. Die Arbeiterwohlfahrt und andere Träger sozialer Leistungen dürfen Service und Pflege nicht zusammen in einem Haus anbieten. Andernfalls wird aus dem altengerechten Wohnen - aus gesetzlicher Sicht - ein Altenheim mit schwerwiegenden finanziellen Folgen für Träger und Bewohner.
Diesen Missstand beklagte auch Dr. Franz-Georg Rips. Der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes forderte eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Mieter. Schon jetzt könnten sie verlangen, dass ihre Wohnung barrierefrei gestaltet werde – diese neue gesetzliche Regelung ist allerdings kaum bekannt. Wenig wissen die Verbraucher auch über das altengerechte Wohnen selbst, wie die Berater des Mieterbundes in ihren Sprechstunden immer wieder erfahren.
Dennoch lässt sich der Trend zum altengerechten Wohnen kaum mehr aufhalten. Beim Verband für Wohnungswirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen hat man den Bedarf bereits erkannt. Altengerechtes Wohnen sei bei seinen Mitgliedsverbänden schon heute eine „echte Alternative“ zum klassischen Wohnen, meint Burghard Schneider. Der Direktor des VdW mahnte allerdings an, der Markt brauche mehr Transparenz. Welche Betreuungsleistungen unter dem Begriff altengerechten Wohnen zu verstehen sind, ist nicht festgelegt und wird je nach Gesprächspartner anders gedeutet.
In Dortmund ist das Thema bereits Chefsache, so Stadtrad Ullrich Sierau, immerhin ist heute schon jeder vierte Dortmunder über 60 Jahre. Die Wohn- und Lebensqualität sei ein absolut vorrangiger Standortfaktor. Sierau ist der Meinung, dass im Alter die Menschen aus den Vororten in die Stadt ziehen werden. Dort wird das Niveau der Angebote, auch im Betreuten Wohnen besser sein.
von links nach rechts: Herr Schneider ( VdW Rheinland Westfalen), Herr Altenbernd (AWO WW),
Frau Kreiman (Moderation), Herr Dr. Rips (Deutscher Mieterbund e.V.), Herr Schmidt (AWO Bundesverband),
Herr Neuhaus (Stadt Dortmund)
Burghard Schneider, Verbandsdirektor, VdW Rheinland Westfalen
AWO Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt und Wolfgang Altenbernd (Geschäftsführer, AWO WW)
Vortrag als pdf:
'Eröffnungsrede'
Bodo Champignon, Vorstandsvorsitzender AWO Bezirk Westliches Westfalen
Vortrag als pdf:
'Potentiale für altengerechtes Wohnen'
Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, empirica
Vortrag als pdf:
'Kooperationen zwischen der Wohnungswirtschaft und der Freien Wohlfahrtspflege – aus Sicht der Mieterinnen und Mieter'
Dr. Franz-Georg Rips, Bundesdirektor Deutscher Mieterbund e. V.
Vortrag als pdf:
"Standpunkte zum Thema: aus der Sicht der Wohnungswirtschaft"
Burghard Schneider, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen
Weiterführende Links:
AWO Bundesverband
Deutscher Mieterbund e.V.
empirica
VdW Rheinland Westfalen