AWO-Bezirk appelliert an Ver.di: Sozialwirtschaft nicht überfordern
Verbesserungen bei den Löhnen und Gehältern führen zu mehr Attraktivität für die Berufsfelder in der Sozialwirtschaft. „Doch sie müssen auch durch die Einnahmen - sprich: die Zahlungen der öffentlichen Hand und der Sozialkassen für unsere Einrichtungen von der Kindertagesstätte bis hin zur Altenpflege gedeckt sein", sagt Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt im Bezirk Westliches Westfalen, zum Auftakt der am Donnerstag (4. September) beginnenden Tarifverhandlungen für die rund 35.000 AWO-Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen.
Besonderheit der Sozialwirtschaft: Sie kann Tarifsteigerungen nicht auf die Preise umlegen. Im Gegenteil: Mühsam und erst Monate später muss sie mit den öffentlichen Zuschussgebern bzw. den Sozialkassen verhandeln, um mindestens Teile refinanzieren zu können. Zwangsläufige Folge: Jedes Plus bei Löhnen und Gehältern, so sehr man es den Beschäftigten wünschen mag, geht zu Lasten der (ohnehin schmalen) Substanz oder führt zu Leistungsverdichtungen.
Vor diesem Hintergrund appelliert Wolfgang Altenbernd an die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, keine überzogenen Forderungen zu präsentieren. Genau die droht dem Vernehmen nach: Denn neben einem Zuschlag von 3,5 Prozent bei den Arbeitsentgelten will Ver.di eine Reihe von Sonderzahlungen durchsetzen, die die Leistungskraft der Arbeiterwohlfahrt im Westlichen Westfalen (Regierungsbezirke Arnsberg und Münster) schlicht überfordern dürfte. „Deshalb haben wir die Bitte an die Beschäftigten ebenso wie an die Gewerkschaft, die Situation der Arbeitgeberseite im Auge zu behalten und Verantwortung zu zeigen." Bei vertretbaren Tarifforderungen könne es auch sehr schnell zu einem Abschluss kommen.
Die AWO betreibt im Bezirk Westliches Westfalen (Regierungsbezirke Arnsberg und Münster) eine Vielzahl von Einrichtungen mit den Schwerpunkten Ambulante Dienste, Ausbildung und Qualifizierung, Beratung, Bildung, Kindertagesstätten, Offene Ganztagsschule, Pflege, Altenzentren sowie Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Allein in der Kinderbetreuung und Pflege sind annähernd zwei Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig.