Aufholpaket für Kinder- und Jugendliche reicht nicht aus - Freie und öffentliche Wohlfahrt fordert regelmäßige und höhere Hilfen

14.06.2021

Die LAGÖF NRW – der Zusammenschluss von Trägern der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen – begrüßt das geplante Aufholpaket des Bundes für Kinder und Jugendliche nach der Pandemie, hält dieses aber perspektivisch für nicht ausreichend. Der Bund hat ein Zwei-Milliarden-Euro-Programm verabschiedet, das unter anderem Lernhilfen, Ferien- und Freizeitmaßnahmen fördert. "Diese Einmalzahlung reicht nicht aus", betont LAGÖF-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. Er ist ebenfalls Vorstand des Diakonischen Werks Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL). Nötig sei eine weitere regelmäßige Unterstützung zumindest in den kommenden fünf Jahren.

Die Kommunen, die für die Kinder- und Jugendhilfe verantwortlich sind, dürften jetzt nicht alleine gelassen werden, so Heine-Göttelmann. "Das Aufholen der Pandemie kann nicht von der finanziellen Stärke der einzelnen Kommunen abhängig sein." Die LAGÖF NRW fordere daher, dass der Bund nicht nur einmal, sondern zumindest in den kommenden fünf Jahren regelmäßig in die Zukunft der Kinder investiert. Die konkreten Bedarfe müssten dabei in den nächsten Jahren jeweils genau in den Blick genommen werden.

Angst vor der Zukunft

Ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie ist nach der bundesweiten Studie "JuCo2" der Universitäten Frankfurt und Hildesheim fast jedes dritte Kind psychisch angegriffen. Mehr als 7.000 Jugendliche hatten sich an der Studie beteiligt und von ihren Erfahrungen während der Corona-Krise berichtet. Sieben von zehn Kindern gaben dabei eine geminderte Lebensqualität an – vor den Lockdowns waren es noch drei von zehn Kindern. Zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie machen laut der Studie beispielsweise überhaupt keinen Sport mehr. Und auch die Sorgen vor der Zukunft sind gestiegen: 45 Prozent äußerten Zukunftsängste, weitere 23 Prozent räumten ein, zumindest manchmal Angst zu haben. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund.

Erhebliche Lernrückstände

Die Einschränkungen im Schulbetrieb haben zum Teil zu erheblichen Lernrückständen geführt. Darüber hinaus melden Mitarbeitende von Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, Erziehungsberatungsstellen und Beratungsstellen für die Jugendberufshilfe einen steigenden Interventionsbedarf. Gleichzeitig drohen wichtige Ehrenamtsstrukturen wegzubrechen – mit enormen Folgen für die Gemeinschaft und Gesellschaft. "Allein mit dem Wiederherstellen eines sicheren Kita- und Schulbetriebs ist es deshalb nicht getan", betont LAGÖF-Vorstand Christian Heine-Göttelmann.

Körperliche und seelische Entwicklung

Seit über einem Jahr bestimmt die Pandemie nicht nur die formale, sondern auch die informelle Bildung. In langen Lockdown-Phasen waren 11,1 Millionen Kinder und Jugendliche von geschlossenen Schulen und Betreuungseinrichtungen betroffen. Auch Sport- und Kulturangebote waren über einen langen Zeitraum nicht möglich. Der soziale Austausch, der gerade für Jugendliche wichtig ist, fehlte phasenweise komplett. Studien weisen bereits jetzt darauf hin, dass sich der lange Ausnahmezustand auf die körperliche und seelische Entwicklung auswirkt.

Kinder und Jugendliche brauchen deshalb neben einer Förderung in den Kitas und Schulen vor allem ein attraktives Sport-, Kultur- und Freizeitangebot, betont die LAGÖF NRW. Das Verpasste aufzuholen, werde mehr Zeit in Anspruch nehmen als zwei Wochen Nachhilfeunterricht in den Ferien, so Heine-Göttelmann. "Wir müssen für Kinder und Jugendliche auch nach der Pandemie einheitliche Lebensverhältnisse schaffen. Alles andere wäre eine vertane Chance."

Die Pressemitteilung ist auch online verfügbar: https://www.diakonie-rwl.de/themen/familie-frauen-bildung/aufholpaket-kinder-und-jugendliche-reicht-nicht-aus

Die Landesarbeitsgemeinschaft der Öffentlichen und Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen (LAGÖF NRW) Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, die Kommunalen Spitzenverbände und die beiden Landschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen haben sich zur Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege (LAGÖF NRW) zusammengeschlossen. Die Mitglieder wollen als Träger von Diensten und Einrichtungen beziehungsweise als gesetzliche Kostenträger der Sozialhilfe und der Jugendhilfe die Sozialpolitik im Land gemeinsam mitgestalten. Ziel ist eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Wohl der Rat- und Hilfesuchenden.

LAGÖF NRW
c/o Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Lenaustraße 41 / D-40470 Düsseldorf
Telefon: +49 211 6398-268 / Telefax: +49 211 6398-277
pressestelle@diakonie-rwl.de / www.diakonie-rwl.de / Facebook / Twitter / Instagram

Weitere Nachrichten

Meldung vom 19.12.2024
Zu einem konstruktiven, offenen Austausch trafen sich AWO-Vertreter*innen in Münster mit dem Vorstand der SPD-Fraktion in der LWL-Landesversammlung. weiterlesen
Meldung vom 18.12.2024
Die Werkstatträtinnen und -räte sowie die Mentor*innen bzw. Vertrauenspersonen trafen sich im Dezember zur jährlichen Fortbildung in Schwerte. weiterlesen
Meldung vom 16.12.2024
„Wir sind auf dem richtigen Weg“ / Positive Resonanz und viele gute Anregungen weiterlesen
Meldung vom 10.12.2024
Menschenrechte werden missachtet, Homosexualität ist verboten, die Rolle der Frau untergeordnet, freie Wahlen finden nicht statt und Religions-, Meinungs- sowie Pressefreiheit sucht man vergebens: weiterlesen
Meldung vom 02.12.2024
Das AWO-Projekt „klimafreundlich pflegen – überall!“ ist in der Kategorie „Umwelt schützen“ des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Gesundheit bei der feierlichen Preisverleihung am Freitagabend in Düsseldorf zum Sieger gekürt worden. weiterlesen
Meldung vom 02.12.2024
Nach dem Protest ist vor dem Protest: Erst Katar, jetzt Saudi-Arabien – die FIFA hat aus der Kritik an der Fußball-WM 2022 in Katar nichts gelernt und steht kurz davor, den Fehler zu wiederholen. weiterlesen
Meldung vom 01.12.2024
32.000 Menschen haben im November in Düsseldorf gegen Einsparungen im Sozialbereich protestiert. Minister Laumann war auf der Bühne zwar voll des Lobes für die Aufmüpfigkeit der Massen - trotz eines Pfeifkonzertes und Buh-Rufen. weiterlesen
Meldung vom 25.11.2024
Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Laut kürzlich veröffentlichten Zahlen des BKA aus dem Jahr 2023 werden jeden Tag mindestens zwei bis drei Tötungsversuche gegen Frauen allein in Deutschland unternommen. weiterlesen
Meldung vom 22.11.2024
Sie fehlen an allen Ecken und Enden: Gut ausgebildete Mitarbeitende, die in den vielen Kitas, im Offenen Ganztag, in der Eingliederungs- und Jugendhilfe, der Migrations- und Jugendsozialarbeit, in Seniorenzentren etc. tätig werden können. weiterlesen
Meldung vom 22.11.2024
Digitalisierung, ökologischer und demografischer Wandel und der damit verbundene Strukturwandel am Arbeitsmarkt weiterlesen