Wer arm ist, soll zuhause bleiben!?!
Die AWO NRW protestiert gegen den Beschluss der Landesregierung, das 2011 eingeführte Sozialticket wieder abzuschaffen. Damit werde die ohnehin schon stark eingeschränkte Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen noch stärker beschnitten. Die Landesmittel für das Sozialticket, dürfen - nach Auffassung der AWO - nicht gestrichen, sondern müssen - im Gegenteil - aufgestockt werden,
damit arme Menschen den öffentlichen Nahverkehr zukünftig kostenfrei nutzen können.
"Ich will nicht unterstellen, dass diese Kürzung gezielt dazu dient, arme Menschen in ihre vier Wände zu verbannen: Aber, dass man es gerne in Kauf nimmt, in der Öffentlichkeit nicht so oft mit Armut konfrontiert zu werden, das kann ich mir durchaus vorstellen", sagt Landesgeschäftsführer Jürgen Otto von der AWO NRW. "Wenn man Armut nicht zu sehen kriegt, gibt's auch keine Armut! - Problem scheinbar gelöst!"
Die AWO weist darauf hin, dass selbst mit dem Sozialticket die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für arme Menschen kaum bezahlbar ist: Im Arbeitslosengeld II Regelsatz sind pro Monat 27,40 Euro für Fahrten mit dem ÖPNV vorgesehen. Weitere 6,50 Euro stehen für Fahrrad, Ersatzteile, Radreparaturen und Fernreisen (!) zur Verfügung. Ein VRR-Sozialticket kostet 37,80 Euro! Bei Einzeltickets - ca. 2,80 Euro - lassen sich im VRR wie im VRS aus dem Regelsatz pro Monat gerade einmal fünf Fahrten hin und zurück finanzieren. Das allerdings nur dann, wenn man die Stadtgrenze nicht überschreitet.
INFO: Fast 100.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen sind Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. Nahezu 20.000 sind in den Ortsvereinen und Einrichtungen des Verbandes ehrenamtlich aktiv. Hauptamtlich beschäftigt die AWO in NRW mehr als 60.000 Menschen. Kindertageseinrichtungen gehören ebenso zum breit gefächerten Angebotsspektrum wie Seniorenzentren, Beratungsstellen für Familien, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Bildungswerke oder ambulante Pflege und Seniorenwohnungen. Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs anerkannten Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, ist politisch unabhängig und konfessionell neutral. Verband und Dienstleistungen werden gleichermaßen geprägt von den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.