AWO NRW kritisiert Vergeudung finanzieller Ressourcen im Kampf gegen Kinderarmut als wirkungslos

20.11.2023

NRW hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Kinderarmut und ihre Folgen vorzugehen. Doch bestehende Förderprogramme und -strukturen scheinen nicht genug zu greifen. Die AWO NRW fordert einen wirkungsvolleren Einsatz finanzieller Ressourcen.

Viele Fördermaßnahmen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sind befristet. Gerade wenn Fördermaßnahmen anfangen, ihre größte Wirkung zu entfalten, werden sie oftmals eingestellt. Verspätete Bewilligungen, mangelnde inhaltliche Flexibilität und überbordender bürokratischer Aufwand sorgen bei vielen Trägern auch angesichts der Personalnot für einen unangemessenen Kostenaufwand. Förderprogramme werden ohne engere Abstimmung mit anderen Geldgebern aufgesetzt, so dass Parallelstrukturen entstehen, wie zum Beispiel die beiden Förderprogramme für Familiengrundschulzentren in NRW, von denen eines im Schul- (MSB) und ein zweites im Jugendministerium (MKJFGFI) verortet ist. Die Höhe der „angemessenen Eigenleistung“, die ein Träger der Jugendhilfe nach § 74 (4) SGB VIII zu erbringen hat, variiert von Kommune zu Kommune erheblich. Finanzschwache Kommunen, in denen der Anteil armer Kinder häufig überproportional hoch ist, sind gezwungen, vergleichsweise hohe Trägeranteile einzufordern und machen damit beispielsweise den Betrieb von Kindertagesstätten unattraktiv. Im Ergebnis ist der Mangel an Kita-Plätzen ausgerechnet in sozial besonders belasteten Kommunen am größten. Während die soziale Infrastruktur unter chronischer Unterfinanzierung leidet (exemplarisch kann hier die Finanzierung Offener Ganztagsschulen genannt werden), werden für neue „Leuchtturmprojekte“ großzügig Gelder bereitgestellt. Diese und weitere Missstände beklagt die AWO NRW in ihrem Positionspapier.

Michael Mommer, Geschäftsführer der AWO NRW, mahnt: „Halbherzig aufgelegte Förderprogramme mit zeitlichen Befristungen und einer überbordenden Bürokratie sorgen letztlich dafür, dass finanzielle Ressourcen vergeudet werden, die im Bereich der basalen Infrastruktur so dringend fehlen. Angesichts begrenzter Finanzressourcen und der großen Handlungsbedarfe in vielen gesellschaftlichen Bereichen ist ein solcher Zustand aus unserer Sicht nicht tragbar. Nötig sind nachhaltige Investitionen in die soziale Infrastruktur.“ Er fordert die Landespolitik auf, mit der AWO in konstruktiven Dialog zu treten, um Kindern, die in Armut aufwachsen, mehr Perspektiven, Chancen und soziale Teilhabe zu ermöglichen.

Für die AWO ist eine frühzeitig und präventiv ansetzende Unterstützung und Förderung entscheidend. Gesetzliche Förderstrukturen und Förderprogramme, die sich speziell der Bekämpfung der Folgen von Kinderarmut widmen, sollen so aufgesetzt werden, dass sie für Träger plan- und umsetzbar sind und der zu erwartende Ertrag in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand steht.

Das Positionspapier „Wirkungslos - AWO NRW kritisiert Vergeudung finanzieller Ressourcen im Kampf gegen Kinderarmut“ als PDF

Weitere Nachrichten

Meldung vom 07.12.2023
Ein weiteres Mal haben Fachkräfte die Zertifikatsfortbildung „Praxisanleitung - professionell!“ des Bezirksverbandes erfolgreich abgeschlossen. weiterlesen
Meldung vom 01.12.2023
Ein krimineller Startup hat mal eben den kommunalen Süden NRWs lahmgelegt. In vielen Regionen ist das Internet zwar auch ohne Hacker-Angriff schon so lahm, dass die Daten mit dem Pferd schneller von A nach B gelangen. weiterlesen
Meldung vom 28.11.2023
Weihnachtsspende für die AWO – einen Scheck über 10.000 Euro weiterlesen
Meldung vom 24.11.2023
Seit dem vergangenen Jahr ermöglicht es die so genannte Externenprüfung, einen Abschluss als Pflegefachassistenz nachzuholen weiterlesen
Meldung vom 23.11.2023
Gut Ding will Weile haben – der Volksmund weiß das schon lange und jetzt hat er sich auch beim Projekt „AWO Vision 2025“ bewahrheitet. „Unser Zeitplan verzögert sich ein bisschen, weil wir in dieser wichtigen Phase des Projektes noch einen Zwischenschritt machen“, sagt Bezirksgeschäftsführer Uwe Hildebrandt. weiterlesen
Meldung vom 22.11.2023
Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es die jüngste Klinik der AW Kur und Erholungs GmbH, das Gesundheitszentrum Altastenberg. weiterlesen
Meldung vom 20.11.2023
NRW hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Kinderarmut und ihre Folgen vorzugehen. Doch bestehende Förderprogramme und -strukturen scheinen nicht genug zu greifen. Die AWO NRW fordert einen wirkungsvolleren Einsatz finanzieller Ressourcen. weiterlesen
Meldung vom 16.11.2023
Überlastetes Unterbringungssystem für Asylsuchende in NRW – Wo bleiben Schutzstandards, Gesundheitsversorgung, Kinderrechte? weiterlesen
Meldung vom 14.11.2023
Mit der Reform des SGB VIII im Jahr 2021 rücken Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendhilfe verstärkt in den Fokus. Am 1. Mai 2022 trat das Landeskinderschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen in Kraft. weiterlesen
Meldung vom 14.11.2023
Pflegegesetzgebung ist oftmals ein bürokratischer Dschungel. Wer sich darin zurechtfinden möchte, muss gut informiert sein. „Viele Menschen wissen aber überhaupt nicht, welche Leistungen ihnen zustehen. weiterlesen