AWO-Sozialbarometer 09-2012

12.09.2012

Wenn Sie jetzt einmal an die Krise der Europäischen Union und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Staaten denken: Wünschen Sie sich, dass Deutschland mehr Solidarität mit den schwächeren EU-Staaten zeigt oder wünschen Sie das nicht?

Zwei Drittel der Bürger wollen weniger deutsche Solidarität mit Europa

„Ein deprimierendes Ergebnis, das jedoch angesichts der einseitig geführten Europa-Debatte in Deutschland nicht weiter verwundern braucht", kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Ergebnisse des neuesten AWO-Sozialbarometers. Wie TNS Infratest im Auftrag der AWO ermittelte, wünschen sich 68 Prozent der 1.000 befragten Bürger von der Bundesregierung weniger Solidarität mit schwächeren EU-Staaten. „Die Ergebnisse zeigen erstmals in aller Deutlichkeit, dass es in Deutschland kein solidarisches Miteinander mit Europa gibt", bedauert AWO Bundesvorsitzender Stadler. „Angesichts dessen ist es an der Zeit, aufzuhören, die Bürger tagtäglich mit neuen Szenarien über die Kosten Europas zu verschrecken. Stattdessen sollte die Bundesregierung den Bürgern  endlich erklären, warum Europa wichtig für uns ist", fordert Stadler.

Besonders irritierend ist es, dass Europa vor allem in der so genannten Mitte der Gesellschaft schlecht wegkommt: So lehnen zum Beispiel 74 Prozent der Bürger mittleren Alters (30-59 Jahre) und über 70 Prozent der Verdiener von mittleren (1.500 - 3.000 Euro Haushaltseinkommen) und hohen Einkommen (ab 3.000 Euro Haushaltseinkommen) mehr deutsche Solidarität für die Europäische Union ab. Schuld daran seien sicher auch die Krisenstrategie der Bundesregierung und die einseitigen Debatten in der medialen Öffentlichkeit. „Die ausschließliche Betonung einer wirtschaftlich ausgerichteten Kosten-Nutzen-Rechnung, treibt die Bürger in die Europa-Ablehnung", ist Stadler überzeugt und fügt hinzu: „Das soziale Europa und die Idee eines europäischen Sozialstaats wurde und wird nirgends thematisiert beziehungsweise systematisch ignoriert." Dabei ist eine solche Debatte umso dringender geboten angesichts immer wieder skizzierter Krisenszenarien, wonach ein Zerbrechen der Eurozone die Arbeitslosigkeit, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, in Europa in die Höhe schnellen ließe und somit den sozialen Zusammenhalt noch mehr auf die Probe stellt. Eine Debatte um ein soziales Europa sei auch deswegen notwendiger denn je, weil „in manchen EU-Staaten der Einfluss politischer Gruppen am rechten Rand erkennbar größer wird und gegen diese Entwicklung alle Demokraten entschlossener vorgehen müssen", fordert der AWO Bundesvorsitzende Stadler.

Weitere Informationen unter www.awo-sozialbarometer.org.

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