''Die AWO ist der Verband der Integration''

25.01.2016

Neujahrsempfang des Bezirksverbandes stand im Fokus der Flüchtlingsdebatte

„Wir brauchen einen Dialog der Kulturen, keinen Kampf der Kulturen", forderte Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirksverbands Westliches Westfalen, auf dem Neujahresempfang von Deutschlands größter AWO-Gliederung. Rund 400 Mitglieder, Mitarbeiter, Freunde und Förderer waren zum Neujahrsempfang nach Bocholt in die Spinnerei gekommen.

Das Thema „Flüchtlinge" beherrschte die Veranstaltung in dem geschichtsträchtigen Industriedenkmal. Scheffler forderte im gesellschaftlichen Diskurs eine Rückkehr zur Sachlichkeit und betonte, dass Flucht nicht mit einem Dach über dem Kopf und einer warmen Mahlzeit ende, sondern mit Integration. Hier lobte er das Engagement der Unterbezirke, in denen sich zahlreiche Haupt- und Ehrenamtliche engagieren, um Geflüchteten das Ankommen in der Region zu erleichtern. Der Bezirksverband selber habe etwa ein Projekt speziell für junge Flüchtlinge in NRW ins Leben gerufen, dessen Herzstück eine App in acht Sprachen ist, die alle wichtigen Infos vermittelt. „Nur wer sich auskennt, kann sich in der Fremde heimisch fühlen", so Scheffler.

Wilhelm Schmidt, Vorsitzender des Präsidiums des Bundesverbandes, äußerte sich in einer Talkrunde zum Thema. „Die AWO ist der Verband der Integration Wir wissen seit 50 Jahren, wie Migrationsarbeit läuft. Wir sind der Verband mit den meisten dieser Angebote", betonte er. Allerdings stelle die aktuelle Situation die AWO und vor allem die vielen Helfer vor Ort vor ganz neue Herausforderungen. „Wir dürfen die Menschen bei ihrer Arbeit nicht alleine lassen." Der Bundesverband biete deshalb Fachtagungen und Fortbildungen sowohl für Hauptamtliche als auch für Ehrenamtliche an.

Von der Politik verlangte er klare Signale und finanzielle Mittel: „Wir fordern den Finanzminister, die Bundeskanzlerin aber auch den SPD-Vizekanzler auf, sich zügig auf ein Konzept zu verständigen, und dafür zu sorgen, dass die Menschen draußen wieder Vertrauen finden in die Bundes- und Bilanzpolitik", so Schmidt. Michael Scheffler machte sich zudem für einen Abbau bürokratischer Hürden stark, um Geflüchteten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Außerdem appellierte er an Bundesinnenminister de Maizière, endlich die Asylverfahren zu beschleunigen.

Solidarität ist keine Einbahnstraße

Die AWO-Chefs äußerten sich auch zu den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln und verurteilten diese scharf. „Wir werden mit aller Macht gegen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen vorgehen", erklärte Schmidt. Solidarität sei keine Einbahnstraße, sondern müsse auch von den Neuankömmlingen in die Gesellschaft hineingebracht werden.

Neben Wilhelm Schmidt nahmen Björn Wunderwaldt vom Kreisjugendwerk Dortmund und Margret Förster vom AWO Ortsverein Breckerfeld (Unterbezirk Ennepe-Ruhr) an der politischen Gesprächsrunde auf der Bühne teil. Der 19-jährige Student Wunderwald ärgerte sich über die aktuelle Hetze und Hasstiraden in den sozialen Medien. Das Jugendwerk setzt sich aktiv gegen Rechtsextremismus ein und informierte an einem Stand im Foyer über seine Aktionen. „Wir wollen andere Jugendliche an Bord holen, die sich ehrenamtlich engagieren", so Wunderwaldt.

Vom freiwilligen Einsatz für Flüchtlinge in Breckerfeld berichtete Margret Förster: Dort richtet man gerade einen kostenlosen Hot Spot für Flüchtlinge ein, weil die Helfer festgestellt haben, wie wichtig den geflüchteten ihr Smartphone ist. „Es verbindet sie  mit Zuhause und mit der Familie, die oft noch irgendwo auf der Flucht ist. So wird der Kontakt gehalten." Viele Flüchtlinge belaste das lange Warten. Viele wollen arbeiten und ihre Familie nachholen. Für die Ehrenamtlichen sei die Arbeit oft sehr belastend, so Förster.

Nach vielen interessanten Schilderungen aus Politik und Praxis endete der Neujahrsempfang mit einem Auftritt von Katja Ebstein, die Auszüge aus ihrem aktuellen Programm „Na und? Wir leben noch!" präsentierte. Texte von Bertolt Brecht und Heinrich Heine, eigene Lieder und solche von Hannes Wader und Konstantin Wecker zeigten die vielen Facetten der bekannten Sängerin, die ein klares Statement abgab: „Hass und Rache führen nur zu Krieg. Ich setze auf die Liebe - Schluss!"

Foto Neujahrsempfang 2016

Foto Neujahrsempfang 2016

Foto Neujahrsempfang 2016

Foto Neujahrsempfang 2016

Foto Neujahrsempfang 2016

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