Flüchtlingskinder in AWO-Einrichtungen: Neue Herausforderungen für Fachkräfte

14.03.2016

AWO Bezirksverband Westliches Westfalen lud zur Tagung

Über die Situation von geflüchteten Kindern und deren Familien informierten sich über 120 Fachkräfte in Gelsenkirchen. Eingeladen hatte der AWO Bezirksverband Westliches Westfalen, der 280 Kindertagesstätten und über 300 Einrichtungen der Offenen Ganztagsschule (OGS) betreibt. Diese werden verstärkt von Kindern besucht, die oftmals noch unter den Eindrücken von Flucht und Krieg stehen und sich in Deutschland zunächst fremd fühlen - für die Fachkräfte ergeben sich daraus besondere Herausforderungen.

„Es ist wichtig, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit diesen Kindern und ihren Familien zu stärken", so Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer des AWO-Bezirksverbandes mit Sitz in Dortmund. Er betonte zudem den hohen Stellenwert, den die Kindertagesstätten und offenen Ganztagsschulen hinsichtlich der Integration einnehmen: „Kinderbetreuung ist ein erster Schritt für die ganze Familie, in unserer Gesellschaft anzukommen."

Eine fachliche Einführung in das Thema lieferte Antonia Kreul vom Flüchtlingsrat NRW. Sie schilderte die Situation der Kinder und Familien mit Fluchthintergrund. Rund 67.000 Menschen hätten im vergangenen Jahr in NRW einen Erstantrag auf Asyl gestellt. Die Flucht nach Deutschland sei für alle Familienmitglieder häufig traumatisierend gewesen.

Kaum Raum für Kinder

Die Unterbringung in isolierenden Gemeinschafts- oder Notunterkünften wie Turnhallen, Zelten und Containern stellt eine zusätzliche Belastung dar. „Eine kindergerechte Unterbringung ist in diesen Unterkünften nicht möglich", so Kreul. Es gebe kaum Privatsphäre, unzureichende hygienische Bedingungen, keine Schutz- und Spielräume und nur wenige Freizeitangebote. Die Familien bleiben oft mehrere Monate dort.

„Die Übergangseinrichtungen müssen gerade für Familien möglichst schnell durch Wohnungen ersetzt werden. In Gemeinschaftsunterkünften muss für die Kinder besonders gesorgt werden. Leider gibt es keine verbindlichen Qualitäts-Standards für Flüchtlingsunterkünfte", so Ursula Hawighorst, Leiterin des Bereichs Kindertageseinrichtungen beim AWO-Bezirksverband Westliches Westfalen.

Vor diesem Hintergrund erfüllen die Kitas und OGS eine wichtige Funktion: Sie entlasten die Eltern, bieten den Kindern ein Stück Abwechslung im Alltag und erleichtern ihnen die Integration in der neuen Heimat. Besonders wichtig für Kinder mit Fluchthintergrund seien eine verlässliche Bezugsperson und ein strukturierter Alltag mit festen Regeln und Ritualen. Die Sprache wird dann schnell erlernt. „Diese Kinder benötigen nach all den Strapazen eine Umgebung, die Ihnen Sicherheit vermittelt." Um dies zu gewährleisten, müsse der Personalschlüssel in den Kitas erhöht werden, damit sich mehr Fachkräfte genug Zeit für die Kinder nehmen können.

Auch der Einsatz von Dolmetschern in den Kitas und offenen Ganztagsschulen sei sinnvoll, um Eltern und Kindern die Regeln und Routinen in den Einrichtungen erläutern zu können. Die Sprachbarriere stelle für die Fachkräfte das größte Hindernis in der Zusammenarbeit dar, so Hawighorst. Kulturelle Barrieren seien nicht das Problem. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind es gewohnt, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu begegnen."

Schwieriger als in den Kitas sind die Bedingungen in den Einrichtungen der Schulkindsbetreuung: Dort sind die Kinder bereits älter und mangelnde Sprachkenntnisse erschweren das Einleben in der Schule besonders stark. Die Betreuung nach Schulschluss im Offenen Ganztag sei oft nicht in kleinen Gruppen durchzuführen. Das bräuchten diese Kinder aber besonders. „Wir benötigen auch hier klare Standards und eine bessere personelle Ausstattung, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden."

Weitere Informationen
Katrin Mormann
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