Konzeptkrisen als Chancen für eine Neuausrichtung!
Dortmund 1976 wurde das erste Frauenhaus in NRW in Köln eröffnet. Seit dem Zeitpunkt hat sich die gesellschaftliche Realität sehr verändert. Doch nach wie vor sind Frauenhäuser eine unersetzliche Hilfe für gewaltbetroffene Frauen. Die Arbeiterwohlfahrt unterhält in NRW alleine 8 Frauenhäuser. Jährlich werden über 40.000 Frauen in Deutschland in Frauenhäusern aufgenommen, daher werden diese Frauenhäuser unersetzlich und notwendig bleiben.
Der AWO- Bezirksverband organisierte in Dortmund zusammen mit anderen Trägern eine 3. Fachtagung, auf der sich die Frauenhauskonferenz in NRW mit den Perspektiven für Frauenhäuser auseinandersetzte. Insgesamt diskutierten dort über 70 Fachfrauen unterschiedlichster Träger aus NRW.
Als Gastrednerin war dazu Prof. Dr. Sabine Scheffler (Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Fachhochschule Köln) eingeladen. In ihrem Vortrag stellte sie den Teilnehmerinnen die Frage, ob es nicht einen Paradigmenwechsel im Hilfesystem Frauenhaus geben müsse. Dabei ging sie besonders auf die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte ein, die auch die Frauenhäuser nicht unberührt lassen können. Scheffler hob hervor, dass mittlerweile ein differenziertes Theoriewissen über Gewalt in Beziehungen besteht und viel über Täter- und Opferfragen geforscht worden ist. „Dieses Faktenwissen ermöglicht den Frauenhäusern eine evidenzbasierte Praxis“, so Scheffler. Die Gastrednerin wies auch auf einen Paradigmenwechsel hin, nach dem nur Frauen für Frauen etwas bewirken können. Dieses Paradigma habe sich überholt und stellt auch eine Herausforderung für die Frauenhausarbeit dar.
Frau Scheffler unterstrich ferner die Bedeutung der Gewaltbekämpfung in Beziehungen als eine gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht ausschließlich von den Frauenhäusern zu leisten sei. Sie forderte die Frauen zu einer Doppelstrategie auf, in der einerseits die psychosoziale Arbeit für die Frauen eine unerlässliche Hilfe darstellt und andererseits eine aktive Antigewaltarbeit der Frauenhäuser in ihrer jeweiligen Region zwingend zu leisten sei. Insofern ist soziale Arbeit in Frauenhäusern für Scheffler immer auch eine Menschenrechtsarbeit.
Die Teilnehmerinnen wiesen auf die schwierigen und finanziell knappen Rahmenbedingungen in der Ausstattung der Frauenhäuser hin. Die Mitarbeiterinnen der AWO-Frauenhäuser sprachen sich in der Debatte für die Notwendigkeiten der Veränderungen in den einzelnen Frauenhäusern aus. Gemeinsam haben sich die Teilnehmerinnen auf kleinere Veränderungsschritte im Bezug auf den eigenen Arbeitsalltag verständigt.
Info:
Xenja Winziger
Fachreferentin Frauenfragen
Tel.: 0231 / 54 83-299
Xenja.winziger@awo-ww.de