Was bedeutet die Diagnose „Demenz" für Betroffene und Angehörige?
Zum neunten Mal veranstaltete das Lucy-Romberg-Haus der AWO in Marl eine Fachtagung zum Thema Demenz. Unter dem Titel „Meine Welt ist eine andere - Umgang mit demenziell veränderten Menschen" wurden in einem Fachvortrag und mehreren Workshops unterschiedliche Aspekte rund um die Betreuung und Pflege demenzkranker Menschen thematisiert und diskutiert.
Mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung zur diesjährigen Fachtagung gefolgt und so zeigte sich Claudia Bertels-Tillmann, Gesamtleiterin des Lucy-Romberg-Hauses, über die große Resonanz sehr zufrieden.
Die wachsende Bedeutung einer angemessenen Versorgung von Menschen mit Demenz wurde bereits in der Begrüßung durch Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer der AWO Westliche Westfalen und im Grußwort von Werner Arndt, Bürgermeister der Stadt Marl und Schirmherr der Veranstaltung, hervorgehoben. „Es ist wichtig, dass die AWO und hier insbesondere das Lucy-Romberg-Haus mit dieser Veranstaltung auf dieses Tabuthema aufmerksam macht", so Bürgermeister Werner Arndt.
Beide Redner drückten den fachkundigen Besucherinnen und Besucher der Tagung ihren Respekt und ihre Anerkennung für die tägliche Arbeit und den engagierten Einsatz in den Pflegeeinrichtungen aus.
Sie machten aber auch deutlich, dass die politisch Verantwortlichen gefordert sind, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit pflegende Angehörige und die Einrichtungen der Altenhilfe ihre Aufgabe leichter bewältigen können.
„Demenz - ein langer Abschied - Trauerarbeit für Betroffene und ihre Angehörige" war das Thema, das Stephan Kostrzewa in seinem Fachvortrags aufgriff.
In seinen Ausführungen beleuchtete der Diplom Sozialwissenschaftler und Altenpfleger dabei, was die „Diagnose: Demenz" für Betroffene und Angehörige bedeutet: Nämlich einen tiefgreifenden Einschnitt in das Leben und die Lebensplanung. Demenz beinhaltet in besonderem Maße die Erfahrung von Verlusten.
Für den Demenzkranken sind es vielfältige Verluste von Gewohntem und Vertrautem, von Fähigkeiten und Selbstständigkeit.
Die Angehörigen verlieren mit fortschreitender Demenz den Menschen, den sie bisher gekannt haben. Einerseits lebt der Betroffene noch, andererseits haben die Angehörigen den ihnen vertrauten Menschen verloren.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung erleben in ihrer beruflichen Praxis täglich, wie Menschen mit Demenz und deren Angehörige mit diesen Verlusterfahrungen umgehen und welche Trauerreaktionen sie zeigen.
Mit seinen Ausführungen zielte Stephan Kostrzewa darauf ab, sensibel für die Situation von Menschen mit Demenz und deren Angehörige zu sein, um bestimmte „schwierige Verhaltensweisen" auch als möglichen Ausdruck von Trauer einzuordnen und die Betroffenen angemessen zu begleiten.
Wesentlich ist es, Raum für Gespräche zu bieten und die Möglichkeit zum Ausdruck ihrer Trauer zu geben.
Im weiteren Verlauf der Fachtagung wurden in vier Workshops Inhalte des Vormittags vertieft und weitere Schwerpunkte thematisiert.
Das Thema „Trauer" wurde von Susanne Sander in ihrem Workshop aufgegriffen.
Unter dem Titel „Umgang mit Tod und Trauer auf Seiten der Pflegenden" reflektierte sie mit den Teilnehmenden, was die tägliche Konfrontation mit Tod und Trauer für sie als Pflegende bedeutet.
Auch der Workshop „Mit eigenen Ressourcen schwierige Situationen in der Pflege und Betreuung von demenziell veränderten Menschen bewältigen" mit Christel Fissahn griff die Situation der Pflegenden auf.Im Austausch mit Christel Fissahn betrachteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern eigene Ressourcen und die Situationen, in denen sie diese sinnvoll einsetzen können.
Kompetenz stärken und wertschätzend begleiten, lautet der Ansatz von Fissahn.
Manuela Ahmannn wendete sich in ihrem Workshop der „Palliativen Schmerzversorgung bei Demenzerkrankten" zu.Die Möglichkeit, Schmerzen adäquat zu äußern, ist demenziell veränderten Menschen nicht immer möglich. Dies bedingt besondere Anforderungen an ein angepasstes Schmerz-Assessment und an die palliative Schmerzversorgung.
„Die anregenden Beiträge und Diskussionen dieser Fachtagung und die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen", so Claudia Bertels-Tillmann, Leiterin des Lucy-Romberg-Hauses, „dass die Schwerpunktsetzungen der diesjährigen Fachtagung das Interesse und die Bedürfnisse der Teilnehmenden getroffen haben."
AWO Bezirksgeschäftsführer Uwe Hildebrandt begrüßt die Gäste der IX. Fachtagung im Lucy-Romberg-Haus
Stephan Kostrzewa hielt den Fachvortrag „Demenz - ein langer Abschied - Trauerarbeit für Betroffene und ihre Angehörigen"