Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in NRW (LAG FW NRW) veröffentlicht Broschüre „Schulbegleitung in NRW“

02.04.2014

Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention gibt vor: Menschen mit Behinderung muss der Zugang zu einem inklusiven Schulsystem ermöglicht werden.

Seit vielen Monaten wird in Nordrhein-Westfalen über den Aufbau eines inklusiven Schulsystems diskutiert und gestritten. Aktuell entzündet sich ein Streit zwischen Kommunen und Landesregierung vor allem an den erwarteten Kosten für eine angemessene Ausstattung der Schulen. Zu häufig gerät dabei allerdings aus dem Blick, dass ein inklusives Schulsystem eine gute Zukunftsinvestition ist.

Schon jetzt erbringen in NRW viele soziale Dienste Leistungen der Schulbegleitung in enger Zusammenarbeit mit den Schulen. Ihr gemeinsames Ziel: den Schulbesuch für Kinder und Jugendliche mit Behinderung sicherzustellen. „Der individuelle Bedarf ist entscheidend dafür, welche Unterstützung geleistet wird. Dabei werden auch die persönlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt und weiter gefördert. Die Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter sind für einen oder auch mehrere Schülerinnen und Schüler zuständig. Schulbegleitung schließt praktische Hilfestellungen während des Unterrichts, in den Pausen oder bei Ausflügen ein: Schulbegleiter/innen unterstützen Schüler/innen zum Beispiel bei der Kommunikation, beim Packen der Schultasche oder auch bei Toilettengängen. Sie veranschaulichen Lerninhalte und wirken motivierend oder beruhigend auf die Schüler/innen mit Unterstützungsbedarf ein, damit sie am Unterricht teilnehmen können und in den Klassenverband integriert werden. Schulbegleitung ist zurzeit eine wichtige personelle Ressource, die für einen gelingenden Schulalltag notwendig ist.

Die AWO hat zusammen mit der  LAG der Freien Wohlfahrtspflege in NRW aktuell eine Broschüre zum Thema aufgelegt, in der eine Leistungsbeschreibung der Schulbegleitung Inhalte und Ziele aufzeigt. Dort werden zudem zwei Schüler im Alter von zehn und zwölf Jahren vorgestellt, die dank dieser Unterstützung erfolgreich die Schule besuchen. Die Broschüre soll eine Diskussion anregen, um gemeinsam mit Politik, Verwaltung und Schule den Weg zu einem inklusiven Schulsystem zu gestalten.

Eine inklusive Schule braucht zusätzliche Personal-Ressourcen und individuelle sowie qualitativ hochwertige Förderangebote. Nach den ersten Entscheidungen des Landes zur Umsetzung von Inklusion bedarf es noch weitergehender politischer Entscheidungen, damit dieser Streit um die Personalkosten nicht auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen ausgetragen wird.

Die Strukturen der Schulbegleitung sind in Nordrhein-Westfalen unterschiedlich gestaltet. Die Dienste der Wohlfahrtsverbände haben mit den Schulen und den Kommunen zum Teil eigene Rahmenbedingungen ausgehandelt, damit eine Zusammenarbeit möglichst gut funktioniert. Weil absehbar ist, dass der Bedarf an Schulbegleitung weiter steigen wird, wollen die Beteiligten diese Strukturen weiterentwickeln und verbessern. Ziel ist es, den Weg zu einem inklusiven Schulsystem im Sinne der Schülerinnen und Schüler weiter zu gestalten.

In dem aktuellen Streit zwischen Kommunen und Landesregierung geht es nicht nur um notwendige Umbaumaßnahmen und Ausstattung der Schulen, sondern auch um Kosten für die Unterstützung durch Schulbegleitung. In einer Entscheidung des Landessozialgerichts vom Dezember 2013 wird die Kommune zur Finanzierung einer Schulbegleitung verpflichtet, weil diese Unterstützung nicht zum Kernbereich der pädagogischen Aufgaben der Schule gehöre. Das Gericht sieht allerdings auch die Gefahr, dass wegen einer unzureichenden Personalausstattung der Schulen die finanziellen Belastungen den Kommunen aufgebürdet werden.

Das Zukunftsbild ist eine inklusive Schule, die nicht allein für Kinder und Jugendliche mit Behinderung sowie mit besonderem schulischem Förderbedarf die nötige individuelle Unterstützung zur Verfügung stellt. Sie hätte ebenso eine verbesserte schulische Situation von sozial benachteiligten und in verschiedenster Weise individuell beeinträchtigten Schülerinnen und Schülern zur Folge und könnte darüber hinaus die soziale Kompetenz aller stärken.

Schulbegleitung ist eine gute Investition in die Zukunft aller Schülerinnen und Schüler. Die Beispiele, in denen der gemeinsame Unterricht bereits erfolgreich umgesetzt wird, sind Ansporn für die Träger der Freien Wohlfahrtspflege, diesen Weg gemeinsam mit den Schulen auch in Zukunft mitzugestalten.

Broschüre "Schulbegleitung in NRW

Weitere Informationen:
Norbert Dyhringer
Abteilungsleiter Soziales
Kronenstr. 63-69
44139 Dortmund
Tel.: 0231/5483-245
norbert.dyhringer@awo-ww.de

Weitere Nachrichten

Meldung vom 17.09.2024
Zahlreiche AWO-Einrichtungen, darunter das Frauenhaus Bottrop, das Frauenhaus Gelsenkirchen und die Frauenberatungsstelle Gelsenkirchen haben sich an einem Aktionstag des „Netzwerkes NRW gegen Gewalt an Frauen“ beteiligt. weiterlesen
Meldung vom 17.09.2024
Nur alle zehn Jahre findet die Internationale Gartenausstellung (IGA) statt. 2027 kommt das Mega-Event erstmals ins Ruhrgebiet und wird die gesamte Region prägen. Ziel ist es, in der ehemaligen Industriemetropole eine grüne urbane Landschaft entstehen zu lassen, deren Gestaltung zukunftsweisend ist.weiterlesen
Meldung vom 06.09.2024
Gesundheitsförderung für pflegende Angehörige ist ein Kernthema der AW Kur und Erholungs GmbH. weiterlesen
Meldung vom 01.09.2024
Eigentlich ist ja Wolfgang Kubicki für geistige Offroad-Fahrten in der FDP zuständig - aber seine Parteikolleg*innen holen auf. Die Partei lässt schon mal den Motor für den Wahlkampf 2025 warmlaufen und haut Ideen raus, für die sich sogar Porsche-Fahrer fremdschämen. weiterlesen
Meldung vom 22.08.2024
Der Dortmunder Karrieretag geht in die dritte Runde – und der AWO Bezirk Westliches Westfalen mit den Unterbezirken Dortmund, Ennepe-Ruhr und Ruhr-Lippe-Ems ist dabei. weiterlesen
Meldung vom 13.08.2024
Die zwölf Delegierten der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Frauenbeauftragen NRW der WfbM (Werkstätten für behinderte Menschen) trafen sich Ende Juli im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. weiterlesen
Meldung vom 07.08.2024
Am kommenden Sonntag, 11. August, werden an der Mergelteichstraße möglicherweise zwei Blindgänger entschärft. Fast 3500 Menschen müssten evakuiert werden. weiterlesen
Meldung vom 01.08.2024
Was passiert, wenn der EM-Videobeweis ins private Wohnzimmer und die die Kapitänsregel in der Politik Fuß fassen? Der Steiger hat da so eine Ahnung. weiterlesen
Meldung vom 12.07.2024
Die AWO bietet ab November 2024 Kurmaßnahmen für pflegende Eltern an. weiterlesen
Meldung vom 11.07.2024
Kriege, Klimawandel, die Auswirkungen der Pandemie, Hass und Hetze im Netz sowie zunehmende rassistische, radikale und nationale Tendenzen verunsichern und machen Angst. weiterlesen