Die Corona-Pandemie hat zu einem sprunghaften Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit geführt und bislang ist es immer noch nicht gelungen, dies zu kompensieren. Im März 2020, dem letzten Monat vor der Pandemie, waren ca. 709.000 der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten langzeitarbeitslos, Ende Juni 2022 waren ca. 906.000 Menschen länger als ein Jahr nicht erwerbstätig, davon mehr als 200.000 Menschen bereits vier Jahre und länger.
Die Bundesregierung hat 2021 in ihrem Koalitionsvertrag viele Reformbedarfe im SGB III aufgegriffen und damit deren Umsetzung in der Legislaturperiode anvisiert. Hierunter auch das Instrument „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16 i), welches entfristet und weiter entwickelt werden soll. Die Umsetzung der Reformvorhaben, insbesondere der weitere Ausbau der öffentlich geförderten Beschäftigung lässt jedoch auf sich warten. Der Blick in die Realität zeigt ein Bild, welches genau in die andere Richtung geht. Der Haushaltsentwurf sieht eine Reduzierung der Mittel vor und Jobcenter sind aufgrund dieser erheblichen Mittelkürzungen gezwungen, spürbar zu sparen.
Die LAG FW hatte sich mit einem offenen Brief an diverse Bundes- und Landtagsabgeordnete gewandt und appelliert, sich in den Beratungen zum Bundeshaushalt für eine Erhöhung der Haushaltstitel „Leistungen zur Eingliederung in Arbeit“ und „Verwaltungskosten zur Durchführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende“ einzusetzen. Mittlerweile liegen einige Antworten der Fraktionen (SPD, CDU und GRÜNE) vor. „Unsere Sorge wird geteilt und uns wurde mit unserer Zielrichtung Unterstützung zugesichert, sich für eine bessere Ausstattung des Eingliederungstitels einzusetzen. Aber die Ergebnisse bleiben jetzt abzuwarten. Wichtig ist doch, dass wir in Maßnahmen investieren, die sich im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit als wirkungsvoll erweisen!“ zeigt sich Muna Hischma (Abteilungsleitung Soziales) mahnend. Auch auf kommunaler Ebene weisen Arbeitsmarktakteure auf die Folgen hin – so zum Beispiel mit dem Vestischer Appell 2022 für die Weiterentwicklung des Sozialen Arbeitsmarktes im nördlichen Ruhrgebiet.
Wie Wege aus der Langzeitarbeitslosigkeit aussehen können und neue Perspektiven entwickelt, zeigt eindrucksvoll ein kurzer TV-Beitrag im Rahmen der Tagesschau vom 30.09.2022. Die rebeq GmbH bietet als Tochtergesellschaft der AWO die sog. Kooperative Beschäftigung (KoBe) an – ein Angebot, mit welchem besonders arbeitsmarktferne Arbeitslose gefördert und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden, damit eine gelungene und nachhaltige Integration in Beschäftigung erfolgen kann.“
Link: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1094347.html
Weitere Informationen:
https://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de/positionen/detail/hinweise-und-kritik-zu-den-geplanten-kuerzungen-bei-den-leistungen-zur-eingliederung-in-arbeit-im-haushaltsentwurf-2023?type=rss