Zeitarbeit spaltet die Pflege - AWO NRW begrüßt Krankenkassen-Vorstoß zur Zeitarbeiter-Quote

23.06.2022

Die Krankenkassen in NRW fordern, den Anteil der Zeitarbeitskräfte in der Pflege mit einer Quote zu deckeln. Bei der AWO NRW, die insgesamt rund 130 Einrichtungen der Stationären Pflege betreibt, stoßen die Kassen damit auf große Zustimmung. „Zeitarbeit ist hilfreich, um plötzliche Engpässe aufzufangen. Sie kann aber keine dauerhafte Lösung für uns als Träger sein. Im Gegenteil: Der Pflegesektor gerät durch Zeitarbeit in eine gefährliche Schieflage“, so Michael Mommer, Geschäftsführer der AWO NRW. Neben einer Quote für den Einsatz von Zeitarbeit in der Pflege, sieht die AWO NRW vor allem eine finanzielle Stärkung der Ausbildung als Lösung des Problems.

In ihren Pflegeschulen bildet die AWO NRW jährlich rund 1500 Pflegekräfte aus, um die AWO-Seniorenzentren personell zu verstärken. „Wir bilden unter schwierigsten Bedingungen aus. Die Ausbildung ist nicht auskömmlich finanziert, so dass wir verstärkt auf Eigenmittel zurückgreifen müssen. Zudem ist auch der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte in der Pflege nahezu leergefegt“, so Mommer weiter.

Zeitarbeitsfirmen, die selbst keinen Beitrag zur Ausbildung der begehrten Pflegekräfte beisteuern, werben diese gezielt von den Trägern ab. Dies gelinge ihnen, weil sie etwa Wochenendarbeit oder Nachtschichten aus den Arbeitsverträgen streichen können. „Es kann also durchaus passieren, dass ein Mitarbeiter, der aus unserem Seniorenzentrum abgeworben wurde, später als Leiharbeiter zurückkommt“, so Mommer. Allerdings, so Mommer, zahle die AWO fast doppelt so viel für den Leiharbeiter, als für eine festangestellte Pflegekraft, die nach dem AWO-Tarifvertrag bezahlt wird. „Die Differenz landet natürlich nicht auf dem Konto der Pflegekraft, sondern steigert den Gewinn der Zeitarbeitsfirmen“, so Mommer.

Neben den finanziellen Verwerfungen entstünden durch das Prinzip Leiharbeit auch solche innerhalb der Gemeinschaft im Seniorenzentrum. Die AWO NRW befürchtet eine Spaltung unter den Pflegekräften, wenn Zeitarbeitsfirmen Personal mit dem Versprechen von Privilegien abwerben.

„Im schlimmsten Fall entsteht eine zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Fachkräften. In einer Branche, die sowieso schon durch Personalmangel geprägt ist, wäre das fatal.“ Leidtragende wären auch die alten Menschen, die in den Einrichtungen leben. „Sie müssten sich auf häufig wechselnde Bezugspersonen einstellen.“

Für die AWO NRW gibt es nur eine tragfähige und langfristige Lösung für das Personal-Problem in der Pflege: Die Ausbildung in den Pflegschulen endlich solide finanzieren, anstatt gewinnorientierte Zeitarbeitsfirmen Profit aus der Personalmisere in der Pflege schlagen zu lassen.

Redaktion: AWO NRW
Tel: 0221-57998-183
Mobil: 0160 150 1224
E-Mail: presse-awo-nrw@awo-mittelrhein.de
Verantwortlich: Michael Mommer, Vorstand (Vorsitzender) AWO Bezirksverband Mittelrhein e. V. Geschäftsführer AWO NRW

Weitere Nachrichten

Meldung vom 22.05.2024
Der AWO Bezirk Westliches Westfalen wendet sich in einem Brief an seine Mitarbeitenden und ruft sie dazu auf, am 9. Juni wählen zu gehen: weiterlesen
Meldung vom 21.05.2024
AWO-Einrichtungen haben Sinnbilder der Solidarität für Geflüchtete weltweit gestaltet weiterlesen
Meldung vom 21.05.2024
Bei der AWO sind wir uns einig: in einem bunten, weltoffenen und demokratischen. Wir appellieren an alle, am 9. Juni wählen zu gehen und die Stimmen zu erheben gegen rechts und für Demokratie. weiterlesen
Meldung vom 15.05.2024
Die Teams in den Kliniken der AW Kur und Erholung engagieren sich tagtäglich in den schönsten deutschen Erholungsgebieten für Menschen in Erziehungs- und Pflegeverantwortung. weiterlesen
Meldung vom 10.05.2024
„Die Mängelliste in der stationären Altenhilfe wird immer länger“ weiterlesen
Meldung vom 08.05.2024
Anlässlich des Europatags am 9. Mai fordert die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Europäische Union zu mehr Einsatz bei der Armutsbekämpfung auf. weiterlesen
Meldung vom 01.05.2024
Das Gemaule über das Bürgergeld soll der CDU zu alter Stärke verhelfen. Unermüdlich und mit vereinten Boulevard-Kräften bläst sie zur Attacke gegen das angeblich "arbeitnehmerfressende" Bürgergeld-Monster. weiterlesen
Meldung vom 29.04.2024
Es wird diskutiert, sich ausgetauscht und vor allem viel vorangebracht: In den vergangenen Monaten haben die Kolleg*innen in den Unterarbeitsgruppen (UAG) intensiv an der „AWO Vision 2025“ gearbeitet. weiterlesen
Meldung vom 25.04.2024
Bereits zum dritten Mal hat der AWO Bezirk Westliches Westfalen einen 160-Stunden-Qualifizierungskurs für Quereinsteigende in Kitas durchgeführt. 20 Teilnehmende freuten sich über den Abschluss. weiterlesen
Meldung vom 23.04.2024
Die Zeiten sind herausfordernd: Rechtsruck, Fachkräftemangel und Sparhaushalte auf Bundes- und Landesebene, die den Sozialbereich hart treffen – die AWO im Westlichen Westfalen hat auf ihrer Bezirkskonferenz am 20. April in Gelsenkirchen auf Krisen reagiert und die Segel entsprechend gesetzt. weiterlesen