Altengerechtes Wohnen: Eine Chance fürs Alter

22.11.2005

Ein Blick auf den Wohnungsmarkt zeigt, wo die Potentiale liegen. Die Zahl der älteren Haushalte nimmt zu, während die Vergleichswerte in allen Bevölkerungsgruppen kontinuierlich abnehmen. Genau hier setzen die Planer an: Wenn man flexible kombinierte Wohn- und Betreuungsangebote schafft, können sehr viel ältere Menschen als heute in ihrer eigenen Wohnung leben. Das stellt nicht nur sie selbst zufrieden, weil sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können, sondern saniert auch die öffentlichen Kassen. Die Pflege zu Hause kostet weniger als die stationäre Pflege.

Beim AWO Bezirk Westliches Westfalen hat man diese Entwicklung bereits erkannt. Wolfgang Altenbernd, der Geschäftsführer des AWO Bezirks, sieht große Chancen in der Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Freier Wohlfahrtspflege. In dem Dreieck Mieter, Vermieter und Anbieter von Betreuungsleistungen spielt die AWO eine wichtige Rolle. Doch die Entwicklung könnte wesentlicher schneller vorangehen. Altenbernd beklagte bürokratische Hemmnisse durch das Heimgesetz. Die Arbeiterwohlfahrt und andere Träger sozialer Leistungen dürfen Service und Pflege nicht zusammen in einem Haus anbieten. Andernfalls wird aus dem altengerechten Wohnen - aus gesetzlicher Sicht - ein Altenheim mit schwerwiegenden finanziellen Folgen für Träger und Bewohner.

Diesen Missstand beklagte auch Dr. Franz-Georg Rips. Der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes forderte eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Mieter. Schon jetzt könnten sie verlangen, dass ihre Wohnung barrierefrei gestaltet werde – diese neue gesetzliche Regelung ist allerdings kaum bekannt.  Wenig wissen die Verbraucher auch über das altengerechte Wohnen selbst, wie die Berater des Mieterbundes in ihren Sprechstunden immer wieder erfahren.

Dennoch lässt sich der Trend zum altengerechten Wohnen kaum mehr aufhalten. Beim Verband für Wohnungswirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen hat man den Bedarf bereits erkannt. Altengerechtes Wohnen sei bei seinen Mitgliedsverbänden schon heute eine „echte Alternative“ zum klassischen Wohnen, meint Burghard Schneider. Der Direktor des VdW mahnte allerdings an, der Markt brauche mehr Transparenz. Welche Betreuungsleistungen unter dem Begriff altengerechten Wohnen zu verstehen sind, ist nicht festgelegt und wird je nach Gesprächspartner anders gedeutet.

In Dortmund ist das Thema bereits Chefsache, so Stadtrad Ullrich Sierau, immerhin ist heute schon jeder vierte Dortmunder über 60 Jahre. Die Wohn- und Lebensqualität sei ein absolut vorrangiger Standortfaktor. Sierau ist der Meinung, dass im Alter die Menschen aus den Vororten in die Stadt ziehen werden. Dort wird das Niveau der Angebote, auch im Betreuten Wohnen besser sein. 

 Blick auf das Podium. Von links nach rechts: Herr Schneider, Herr Altenbernd, Frau Kreimann (Moderation) Herr Dr. Rips, Herr Schmidt, Herr Neuhaus
von links nach rechts: Herr Schneider ( VdW Rheinland Westfalen), Herr Altenbernd (AWO WW),
Frau Kreiman (Moderation), Herr Dr. Rips (Deutscher Mieterbund e.V.), Herr Schmidt (AWO Bundesverband),
Herr Neuhaus (Stadt Dortmund)

 Herr Schneider, VdW Rheinland Westfalen, Verbandsdirektor
Burghard Schneider, Verbandsdirektor, VdW Rheinland Westfalen

 AWO Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt im Gespräch mit Wolfgang Altenbernd (AWO-WW, Geschäftsführer)
AWO Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt und Wolfgang Altenbernd (Geschäftsführer, AWO WW)

 

Vortrag als pdf:
'Eröffnungsrede'
Bodo Champignon, Vorstandsvorsitzender AWO Bezirk Westliches Westfalen

Vortrag als pdf:
'Potentiale für altengerechtes Wohnen'
Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, empirica

Vortrag als pdf:
'Kooperationen zwischen der Wohnungswirtschaft und der Freien Wohlfahrtspflege – aus Sicht der Mieterinnen und Mieter'
Dr. Franz-Georg Rips, Bundesdirektor Deutscher Mieterbund e. V.

Vortrag als pdf:
"Standpunkte zum Thema: aus der Sicht der Wohnungswirtschaft"
Burghard Schneider, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen

Weiterführende Links:

AWO Bundesverband
Deutscher Mieterbund e.V.
empirica
VdW Rheinland Westfalen

Weitere Nachrichten

Meldung vom 19.12.2024
Zu einem konstruktiven, offenen Austausch trafen sich AWO-Vertreter*innen in Münster mit dem Vorstand der SPD-Fraktion in der LWL-Landesversammlung. weiterlesen
Meldung vom 18.12.2024
Die Werkstatträtinnen und -räte sowie die Mentor*innen bzw. Vertrauenspersonen trafen sich im Dezember zur jährlichen Fortbildung in Schwerte. weiterlesen
Meldung vom 16.12.2024
„Wir sind auf dem richtigen Weg“ / Positive Resonanz und viele gute Anregungen weiterlesen
Meldung vom 10.12.2024
Menschenrechte werden missachtet, Homosexualität ist verboten, die Rolle der Frau untergeordnet, freie Wahlen finden nicht statt und Religions-, Meinungs- sowie Pressefreiheit sucht man vergebens: weiterlesen
Meldung vom 02.12.2024
Das AWO-Projekt „klimafreundlich pflegen – überall!“ ist in der Kategorie „Umwelt schützen“ des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Gesundheit bei der feierlichen Preisverleihung am Freitagabend in Düsseldorf zum Sieger gekürt worden. weiterlesen
Meldung vom 02.12.2024
Nach dem Protest ist vor dem Protest: Erst Katar, jetzt Saudi-Arabien – die FIFA hat aus der Kritik an der Fußball-WM 2022 in Katar nichts gelernt und steht kurz davor, den Fehler zu wiederholen. weiterlesen
Meldung vom 01.12.2024
32.000 Menschen haben im November in Düsseldorf gegen Einsparungen im Sozialbereich protestiert. Minister Laumann war auf der Bühne zwar voll des Lobes für die Aufmüpfigkeit der Massen - trotz eines Pfeifkonzertes und Buh-Rufen. weiterlesen
Meldung vom 25.11.2024
Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Laut kürzlich veröffentlichten Zahlen des BKA aus dem Jahr 2023 werden jeden Tag mindestens zwei bis drei Tötungsversuche gegen Frauen allein in Deutschland unternommen. weiterlesen
Meldung vom 22.11.2024
Sie fehlen an allen Ecken und Enden: Gut ausgebildete Mitarbeitende, die in den vielen Kitas, im Offenen Ganztag, in der Eingliederungs- und Jugendhilfe, der Migrations- und Jugendsozialarbeit, in Seniorenzentren etc. tätig werden können. weiterlesen
Meldung vom 22.11.2024
Digitalisierung, ökologischer und demografischer Wandel und der damit verbundene Strukturwandel am Arbeitsmarkt weiterlesen