„40 Jahre Anti-Gewalt-Arbeit - und kein Ende?!" war das Thema. Mit 120 Teilnehmerinnen eine gut besuchte Fachveranstaltung. Ein Bündnis aus AWO, Caritas, Diakonie, Paritätischer und Autonomen Frauenvereinen hat sich einen Tag die Zeit genommen, um über den aktuellen Stand der Anti-Gewaltarbeit zu resümieren. Ina Scharrenbach zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales und Bau auch für Gleichstellung kündigt in ihrer Eröffnungsrede ein Bündel an Initiativen an. Trotz aller Bemühungen ist immer noch jede vierte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens mit Gewalt in der Partnerschaft konfrontiert. Daran haben jahrzehntelange Bemühungen kaum etwas geändert. Derzeit wird versucht eine Bedarfsanalyse des Landes NRW valide Daten zusammenzutragen. Die Anstrengungen des Landes müssen verstärkt werden und mit der neuen Studie hofft die Ministerin auf mehr Aufwind. Scharrenbach strebt, mit Blick auf die Tagung, ein "Ende" - ohne Fragezeichen an.
Die Einschätzung der Expertin ist eher nüchtern. Die Anstrengungen haben nach Meinung von Dr. Monika Schröttle von der Universität Nürnberg bisher nicht gefruchtet. Sie stellt fest, dass weder die Zahl der von Gewalt betroffenen Frauen gesunken seien, noch sei die Arbeit mit den Tätern spürbar vorhanden. Nach wie vorfindet nicht jede Frau zeitnah den erforderlichen Schutz, stellt die Expertin fest und forderte die Teilnehmerinnen dazu auf, nicht aufzugeben. In den letzten Jahren seien auf politischer und rechtlicher Ebene durchaus Fortschritte erzielt und Veränderungen eingeleitet worden, aber vieles ist nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen , kritisierte Schröttle. Es bleibt viel zu tun so die Ansicht der Fachfrau: Täter müssten konsequent gestoppt und strafrechtliche Möglichkeit ausgeschöpft werden. Damit der Gewaltkreislauf unterbrochen wird seien mehr Bildungsarbeit an allen Schulen erforderlich. Kinder, die Gewalt erlebt haben, sind dem Risiko ausgesetzt als Erwachsene ebenfalls mit gewalttätigen Verhalten zu regieren.
Xenja Winziger vom AWO Bezirksverband kann die Einschätzung der Expertin nur bestätigen: „Die Sensibilität in der Gesellschaft sei erhöht und dennoch würden weite Teile der Betroffenen und Täter nicht erreicht. Häusliche Gewalt finde täglich statt. Sofortiger Schutz für Frauen ist vielfach nicht gegeben. Hier muss die Politik dringen nachlegen“, fordert sie.
Nach dem intensiven Vortrag folgten Austauschrunden zwischen den Fachfrauen aus den Beratungs- und Schutzeinrichtungen. Wichtig schien den Fachkräften die Frage, von guten Ideen und Ansätzen aus der Praxis. Getauscht wurden kleine Bausteine, die die Arbeit weiterbringen. Gerade der Austausch zur Vernetzung und gegenseitige Stärkung wurde gut angenommen.
Foto: Harald Westbeld/Bistum Münster