Augsburger Puppenkiste mit AWO-Präventionsprogramm in Dortmund

14.03.2013

Kistenkobolde helfen gegen Sucht und Gewalt
Ungewöhnliche Gäste spielten und lachten am 12. März in der Kreuz-Grundschule in Dortmund. Der AWO Bezirksverband Westliches Westfalen und der AWO Unterbezirk Dortmund hatten in Kooperation mit Papilio e.V. dazu eingeladen.
Marionetten der Augsburger Puppenkiste begeisterten 330 Kindergartenkinder und fast 200 Erwachsene. Und  der Spaß hatte zudem einen sehr sinnvollen Hintergrund. Die „Kistenkobolde“ sind Figuren aus dem Präventionsprogramm Papilio, die den Kindern das Erkennen eigener Gefühle erleichtern.

Diese und andere emotional-soziale Kompetenzen zu entwickeln, hilft Kindern nachweislich dabei, später als Jugendliche in schwierigen Situationen statt mit Sucht- und Gewaltverhalten, angemessen und konfliktlösend handeln zu können. In NRW ermöglicht die BARMER GEK bereits seit 2006 die erfolgreiche landesweite Einführung von Papilio in Familienzentren und Kindertagesstätten. An einem trägerübergreifenden Modellprojekt für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf, dem Projekt NRW – gefördert duch die Stiftung Wohlfahrtpflege, beteiligen sich 144 pädagogische Fachkräfte aus 20 Einrichtungen, die von drei Trainerinnen geschult werden.

„Unser Anliegen ist die frühzeitige Prävention“, erklärte Friedhelm Sohn, Vorstandsmitglied des AWO Unterbezirks Dortmund und Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Dortmund. Immer mehr Kinder wachsen unter schwierigen Bedingungen auf: finanzielle Probleme, mangelnde Zuwendung, Sprachprobleme, Gewalt und Sucht in der Familie. Nehmen die Risikofaktoren überhand, starten diese Kinder mit erschwerten Bedingungen ins Leben und scheitern oftmals schon in der Schule. „Wir wollen unsere Kleinen so fördern und unterstützen, dass sie psychisch stabil, sich ihrer Stärken bewusst werden, um sich selbstbewusst den Herausforderungen des Lebens stellen zu können“, so Friedhelm Sohn.

Früh fördern bedeutet schützen
Das Präventionsprogramm Papilio setzt bereits im Kindergarten an, weil bekannt ist, dass die meisten Jugendlichen mit Problemen schon sehr früh Auffälligkeiten zeigten. Soweit soll es erst gar nicht kommen. Spielerisch erlernen Kinder mit Papilio soziale und emotionale Kompetenzen. Das Stück „Paula und die Kistenkobolde“, das in der Kreuz-Grundschule mit Original-Marionetten der Augsburger Puppenkiste aufgeführt wurde, steht stellvertretend für die gleichnamige Maßnahme, die in den Einrichtungen regelmäßig in jeder Gruppe durchgeführt wird, und ist einer der Bausteine von Papilio. Die Maßnahme fördert gezielt die emotionale Kompetenz: Jeder der vier Kobolde Heulibold, Zornibold, Bibberbold und Freudibold steht für eines unserer Basisgefühle. Alle Gefühle zu erkennen, angemessen zu leben, als natürlich und gleichwertig zu betrachten, ist wichtig für die kindliche Entwicklung“, erklärte Papilio-Trainerin Sabina Wesling. „Um ihre Gefühle erkennen zu lernen, brauchen Kinder uns Erwachsene als Vorbild und vor allem unsere einfühlsame Unterstützung. Nur so lernen unsere Kleinsten mit ihren eigenen Gefühlen und mit den Gefühlen anderer wertschätzend umzugehen.“ Die Trainerin bildet 65 pädagogische Fachkräfte darin fort, die Papilio-Maßnahmen in ihren Einrichtungen umzusetzen.

Ein weiterer Baustein des Aktionstags in Dortmund war ein Fachvortrag zur frühzeitigen Prävention von Verhaltensproblemen. Die Wirksamkeit der Papilio-Maßnahmen ist durch eine große Studie mit 700 Kindern wissenschaftlich belegt. Diese Studie zeigte auch, dass Kinder, die bereits auffällig waren, ganz besonders vom Programm profitierten: Sie reduzierten ihre Verhaltensprobleme deutlich und entwickelten vermehrt sozial-emotionale Kompetenzen.

NRW-Modellprojekt
Besonders viele auffällige Kinder werden in Kindergärten betreut, die in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf liegen, den sogenannten Brennpunkt-Stadtteilen. Papilio führt deshalb zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW (LAG) und gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ein Modellprojekt für Brennpunkt-Kindergärten durch.

Große Kooperation für die Kleinen
Das Modellprojekt soll bis September 2013 laufen und wird wissenschaftlich begleitet. Prof. Dr. Herbert Scheithauer von der Freien Universität Berlin leitet die Prozessevaluation. Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ermöglicht das Modellprojekt mit 1,3 Mio. Euro. Für die praktische Umsetzung kooperiert Papilio mit der LAG, deren Mitgliedsverbände die Träger der beteiligten Kindergärten sind. Die ersten Ergebnisse des Modellprojektes werden auf dem Fachsymposium „Erziehen heißt fördern: Kinder in Brennpunkten“ am 1. und 2. Juli 2013 in der Zeche Zollverein in Essen vorgestellt.
Weitere Details unter www.papilio.de/papilio_projekt-nrw.php.

Kontakt:
Sabine Radtke, Fachberaterin im
Referat Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Abteilung Soziales
Tel.: 0231 5483-286
sabine.radtke@awo-ww.de

Gruppenbild

von links nach rechts: Marc Schaaf (AWO UB Ruhr-Mitte), Petra Bock & Tochter (AWO UB Dortmund), Sabina Wesling (Papilio Trainerin im Projekt NRW/AWO Bezirk Westliches Westfalen), Sabine Radtke (AWO Bezirk Westliches Westfalen), Annett Schulz (Papilio e.V.), Rainer Goepfert (AWO UB Dortmund), Marianne Kletschka ( AWO UB Dortmund/Kita-Leitung), Thomas Kruppa (Barmer GEK Dortmund), 2. Reihe: Puppenspieler der Augsburger Puppenkiste

Spieler

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