In der Plenarsitzung des nordrhein-westfälischen Landtages hat Minister Laumann die Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westliches Westfalen e.V. (AWO) heftig wegen ihres Umgangs mit Leih- und Zeitarbeit kritisiert. Die AWO antwortet umgehend mit einem offenen Brief an den Minister.
„Weder qualitativ noch quantitativ sind die Vorwürfe des Ministers haltbar", stellt Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer der AWO fest.
Bei umgerechnet 3.215 Vollzeitstellen in der stationären Pflege besetzt die AWO lediglich 247 Vollzeitstellen mit Leiharbeitern. Dieses ausschließlich, um krankheitsbedingte Ausfälle zu kompensieren und um auf Schwankungen in der Belegung der Einrichtungen flexibel reagieren zu können. „Wir baden damit die, von der Politik selbst geschaffenen, gesetzlichen Rahmenbedingungen aus. Da den Trägern keine Gestehungskosten mehr finanziert werden", so Altenbernd, „haben Schwankungen in der Belegung sofort gravierende finanzielle Auswirkungen." Der AWO Geschäftsführer rechnet vor: „Ziehen in einem Seniorenzentrum nur 10 Bewohner mit der Pflegestufe 3 aus und die gleiche Zahl mit der Pflegestufe 1 ein, so bedeutet dies ein monatlicher Einnahmeverlust von rund 10.000 €. Wer hier nicht flexibel reagieren kann gefährdet den Fortbestand des ganzen Hauses."
Im Westlichen Westfalen betreibt die AWO selbst vier Leiharbeitsfirmen mit rund 620 Mitarbeitern. „In allen Fällen wenden wir den mit dem DGB abgeschlossenen IGZ Tarifvertrag an, oft werden übertarifliche Leistungen gewährt", grenzt Altenbernd die AWO-Verfahrensweise gegen kommerzielle Konkurrenten ab.
Die Vermittlungsquote der vier AWO Leiharbeitsfirmen in den ersten Beschäftigungsmarkt liegt bei rund 50%. „Dies", so der AWO Geschäftsführer, „liegt auch daran, dass wir, anders als die gewinnorientierten Firmen, keine Vermittlungsgebühr erheben."
Abschließend stellt Altenbernd fest: „Wir sind enttäuscht, dass Minister Laumann, wieder besseren Wissens, unsere erfolgreichen Bemühungen gute Pflege zu angemessen Preisen anzubieten und arbeitslose Menschen wieder in den ersten Beschäftigungsmarkt zu integrieren derart missversteht."
In ihrem offenen Brief bietet die AWO dem Minister an, ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen, gesetzliche Rahmenbedingungen in allen Bereichen zu schaffen, die auch das geringe, von der AWO zurzeit genutzte Quantum an Leiharbeit zukünftig überflüssig machen.