Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig gute Pflege ist. Bei einer Fachtagung kamen Pflegekräfte und Politiker zusammen, um darüber zu diskutieren, was sich ändern muss.
Die Freie Wohlfahrtspflege NRW hat gestern bei der Fachtagung „Gute Pflege sichern! Heute und in Zukunft“ den Fokus auf den Pflegesektor gerichtet. In einer Diskussionsrunde kamen unterschiedliche politische Positionen zusammen. Rund 120 Gäste aus dem Pflegebereich in Nordrhein-Westfalen nutzten die Möglichkeit, den Politiker*innen zu sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Die Fachpolitischen Sprecher*innen aller im Landtag vertretenen Parteien (außer der AfD) waren eingeladen, um sich den Fragen der Anwesenden zu stellen und um zu diskutierten. Erschienen waren Yvonne Gebauer (FDP), Marco Schmitz (CDU) und Christina Weng (SPD). Moderator Michael Brocker führte durch den Nachmittag und bezog aktiv das Publikum ein.
„Pflege war jahrelang das Sparschwein der Landesregierung“
Das erste der beiden Hauptthemen war der „Personalmangel in der Pflege“, der zu vielen Wortbeiträgen und Diskussionen des Publikums führte. Besonders in der Kritik stand die generalistische Ausbildung. Auszubildende berichteten von dem Druck, der dadurch entstehe, dass Lehrinhalte aus drei verschiedenen Berufsfeldern in drei Jahren erlernt werden müssten. Auch SPD-Landtagsabgeordnete Christina Weng, die als gelernte Krankenpflegerin berufliche Expertise mitbrachte, sieht die Verkürzung der Pflegeausbildung kritisch. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Generalistik ein großes Problem der Zukunft wird“, so Weng. Und weiter kritisiert sie: „Die Pflege war jahrelang das Sparschwein der Landesregierung“.
Ein weiteres Problem, das viele Gäste scharf kritisierten, seien die bürokratischen Hürden, die es zu überwinden gebe, um staatliche Entlastungsangebote in Anspruch zu nehmen. Im ohnehin schon überlasteten Arbeitsalltag bleibe dafür häufig kaum Zeit. Auch der Einsatz von Zeitarbeiter*innen in den Pflegeeinrichtungen sorgte für Unmut. Diese würden zunächst in den Pflegeeinrichtungen ausgebildet, um dann von Leiharbeitsfirmen erst abgeworben, um dann wieder deutlich teurer an die Einrichtungen verliehen zu werden.
Beim Thema „Digitalisierung in der Pflege“ gingen die Meinungen unter den Gästen auseinander. Während die einen fanden, dass der Kontakt zu den Patienten durch die digitale Dokumentation in den Hintergrund gerate, sehen andere Potenzial in der Digitalisierung. Jedoch würden dafür teilweise noch die technischen Begebenheiten vor Ort fehlen, wie etwa eine stabile Internetverbindung. Zudem wurde gefordert, dass die Politik künftig die Sozialwirtschaft stärker bei der Digitalisierung mitdenken solle und auch Investitionen stärker fördern müsse. Marco Schmitz machte darauf aufmerksam, dass das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz die Finanzierung moderner Technologien stütze und sieht darin großes Potenzial: „KI kann die Pflege unglaublich erleichtern und schützen“.
Gute Pflege braucht politische Zusammenarbeit
Die anwesenden politischen Fachsprecher*innen gingen auf die verschiedenen Publikumsfragen ein und diskutierten kontrovers. In einem Punkt waren sich jedoch alle Politiker*innen einig: Gute Pflege braucht einheitliche Rahmenbedingungen und schnelle Lösungen.
Yvonne Gebauer (FDP) betonte, dass die Fraktionen an einem Strang ziehen müssen, um das gemeinsame Ziel, die besten Lösungen für Pflegebedürftige und Pflegepersonal zu finden, zu erreichen.