Eine stärkere soziale Werteorientierung und mehr ehrenamtliches Engagement vor allem von Menschen jenseits der 50 hat der ehemalige Vorsitzende der SPD, Hans-Jochen Vogel, auf dem Neujahrsempfang der Arbeiterwohlfahrt im Westlichen Westfalen gefordert. Der AWO Bezirk stellte auf dem Treffen in der Alfred-Fischer-Halle in Hamm eine Stiftung vor, die Konzepte zum Leben im Alter finanziell unterstützen wird.
Der ehemalige SPD Bundesvorsitzende aus München, der wenige Tage zuvor seinen 81. Geburtstag gefeiert hatte, war aus enger Verbundenheit mit der Arbeiterwohlfahrt ins Ruhrgebiet nach Hamm gekommen. Vor 500 Mitgliedern, Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Freunden der AWO kritisierte Hans-Jochen Vogel Zerfallsprozesse der Gesellschaft, vor allem eine um sich greifende Ökonomisierung und moralische Beliebigkeit.
Empörend seien etwa die maßlosen Abfindungen, die sich Manager und Vorstände großer Konzerne genehmigten, während sie ihren Mitarbeitern Maßhalten predigten. Auch für das aktuelle Thema ‚Kohleausstieg’ fand Vogel in der früheren Maschinenhalle der Zeche Sachsen in Hamm klare Worte. Er dankte den hunderttausenden Bergleuten, die den Wiederaufbau der Bundesrepublik möglich gemacht haben.
Im Gespräch mit dem WDR-Moderator Tom Hegermann berichtete Hans-Jochen Vogel über die positiven Erfahrungen in der Senioreneinrichtung in München, in die er mit seiner Frau eingezogen ist. In Hamm wirkte er in jeder Sekunde seines öffentlichen Auftritts fit und agil. Über seine früher bewunderte wie gefürchtete Pedanterie redet der früher als „Oberlehrer“ gescholtene Politiker mittlerweile mit selbstironischer Distanz, zu seinem Leben als Politiker steht er. Er sei, so gestand er, mit sich selbst ‚im Reinen’, wenn er an seine Karriere denke und noch immer „…ins Gelingen verliebt…“.
Hans Jochen Vogel forderte in Hamm, gerade die älteren Mitbürger sollten sich stärker sozial engagieren. Einer der Gründe für seinen Auftritt in Hamm sei die gute Arbeit, die die Arbeiterwohlfahrt im Bezirk Westlichen Westfalen für Senioren leiste.
Passend dazu stellte Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Altenbernd in Hamm die neue Stiftung „Leben im Alter“ vor. Mit ihr will die AWO unter anderem die Arbeit in stationären Pflegeeinrichtungen stärken.
Zum AWO Bezirk gehören allein 58 Seniorenzentren mit mehr als 7000 Bewohnern. Mit dem Geld aus der Stiftung sollen neue Konzepte, Wohn- und Pflegemöglichkeiten finanziert werden. Gesucht sind Partner, die sich als Aufbauhelfer und Zustifter beteiligen.
In diesem Sinne war auch Tom Hegermanns Appell an das Publikum in der Alfred-Fischer-Halle in Hamm gemeint: „Gehen Sie stiften!“