„Wir bleiben dran! Wir fordern ein Rettungspaket für den Offenen Ganztag!“ So lautete das Leitwort der Kampagne der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen. Die Aktion startete nach den Sommerferien und lief bis Ende November. 55.800 Unterschriften kamen in den wenigen Wochen zusammen. Mehr als 20.000 Menschen zeichneten eine Online-Petition, Tausende Unterschriften auf Listen und Postkarten gingen an das Ministerium für Schule und Bildung.
Helga Siemens-Weibring freut sich über diese bemerkenswerte Mobilisierung für Verbesserungen im Offenen Ganztag. Die Vorsitzende des Ausschusses Familie, Jugend und Frauen der Freien Wohlfahrtspflege erklärt: „Gute OGS darf keine Glückssache sein. Überall im Bundesland brauchen wir hochwertige pädagogische Angebote. Familie und Beruf müssen vereinbar sein. Hier kommt dem Offenen Ganztag eine Schlüsselrolle zu.“ Die Träger aus den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege stellen rund 80 Prozent der Offenen Ganztagsangebote. Hier werden in 2.000 Offenen Ganztagsangeboten etwa 200.000 Kinder betreut.
„Zentral ist der Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung“, sagt Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen. „Letztlich brauchen wir eine gesetzliche Grundlage für den Offenen Ganztag, damit nicht der Wohnort der Kinder über die pädagogische Qualität entscheidet.“
Für den Landeshaushalt 2019 sind bisher leichte Erhöhungen für den Ganztag angekündigt. Aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege reicht das bei Weitem nicht. Pro Kind und Jahr würden nach Berechnungen der Freien Wohlfahrtspflege 3.250 Euro gebraucht. Bislang steuert das Land circa 1.100 Euro pro Kind bei, die Kommunen bringen mindestens einen Pflichtbeitrag von 460 Euro ein. Nun sind von Seiten des Landes Zusagen gemacht, pro Platz und Schuljahr etwa 170 Euro mehr zu geben. Das ist ein gutes Zeichen, so die Freie Wohlfahrtspflege, aber nicht nachhaltig und nicht ausreichend. Von der Kassenlage und der Bereitschaft der Kommunen hängt ab, ob sie freiwillig mehr geben. Je ärmer die Kommune, desto höher die Elternbeiträge. So ist zumindest die Tendenz – eine Tendenz, die dazu beiträgt, Lebensverhältnisse ungleicher zu machen.
Christian Heine-Göttelmann kritisiert zudem, dass die Finanzierung der Plätze von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf von der einmaligen Erhöhung ausgenommen ist. Er sagt: „Gute Bildung braucht individuelle Förderung. Mit der Kampagne haben Eltern und Fachkräfte deutlich gemacht, wie wichtig ihnen ein guter Ganztag ist. Ich wünsche mir ein Bündnis für gute Bildung und Erziehung im Offenen Ganztag – mit dem Land, mit den Kommunen, mit motivierten Fachkräften und mit den Eltern.“
Foto: Hans-Jürgen Bauer
Für gute Bildung, Erziehung und Betreuung im Offenen Ganztag
Heute im Landtag: Christian Heine-Göttelmann, Helga Siemens-Weibring, Minister Dr. Joachim Stamp, Ministerin Yvonne Gebauer, Ursula Hawighorst-Rüßler, Marion Gebauer
(v. l. n. r.)