Zugang zu Kuren wird für pflegende Angehörige in NRW erleichtert

14.10.2020

Das Land NRW fördert in Zusammenarbeit mit den Kurberatungsstellen der Freien Wohlfahrtspflege eine flächendeckende Beratung. Träger des Projektes ist der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, Projektpartner der AW Kur und Erholungs GmbH Dortmund.

Sie sind sehr oft enormen Belastungen ausgesetzt: Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Zwar haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Kur, doch viele wissen dies nicht oder haben Angst, dass die Versorgung des Angehörigen nicht gesichert ist. Pflegenden Angehörigen den Zugang zu einer Kur zu erleichtern und die Versorgung von Pflegebedürftigen daheim oder am Kurort sicherzustellen, das ist das Ziel eines Landesprogramms, das NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Dienstag (13. Oktober) in Düsseldorf gemeinsam mit dem Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, der AW Kur und Erholungs GmbH, Tochtergesellschaft des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen e.V., sowie dem Heilbäderverband NRW vorgestellt hat.

In Zusammenarbeit mit den Kurberatungsstellen der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW wurde in dem bereits 2019 ins Leben gerufenen Projekt eine fast flächendeckende Beratungsstruktur aufgebaut. „Pflegende Angehörige übernehmen tagaus, tagein bedingungslos die Verantwortung für ihren Angehörigen. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass sie in einer Kur zu neuer Kraft und Stärke finden können“, sagte Laumann. „Mit dem Landesprogramm ‚Zeit und Erholung für mich – Kuren für pflegende Angehörige in Nordrhein-Westfalen´ fördern wir ein Projekt, welches mir persönlich ein starkes Anliegen ist.“

Träger des Projektes ist der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V. in Kooperation mit der AW Kur und Erholungs GmbH, Tochtergesellschaft des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen e.V. sowie die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen. „Die Bedarfe der pflegenden Angehörigen haben wir schon lange erkannt, weshalb wir mit dem Landhaus Fernblick bereits frühzeitig eine zielgruppenspezifische Einrichtung für pflegende Angehörige und demenziell veränderte Pflegebedürftige aufgebaut haben. Nun gehen wir mit einer weiteren Klinik für junge pflegende Angehörige im nordrhein-westfälischen Mittelgebirge an den Start, da das Thema Pflege längst nicht immer die ältere Generation betrifft. Viele Menschen versorgen bereits in jungen Jahren Geschwister oder einen pflegebedürftigen Elternteil.“, betonte Andreas Frank, Geschäftsführer der AW Kur und Erholungs GmbH.

In den vergangenen Monaten wurden an 98 Standorten der Kurberatungsberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände mehr als 100 Beratungskräfte speziell für dieses Programm qualifiziert. Vier von ihnen bekamen am Dienstag von Herrn Minister Laumann in Düsseldorf ihre Zertifikate überreicht. Stellvertretend für 15 am Projekt beteiligte Beraterinnen der Arbeiterwohlfahrt nahm Frau Linde vom Unterbezirk Ruhr-Lippe-Ems teil.

Die Kurberaterinnen und Kurberater kümmern sich nicht nur um passgenaue Angebote, sondern wissen auch, wie die Versorgung der pflegebedürftigen Familienmitglieder während der dreiwöchigen Kur gesichert werden kann. Je nach Bedarf können Pflegebedürftige mit in die Klinik fahren, in einer nahegelegenen Einrichtung der Kurzzeitpflege oder am Wohnort versorgt werden. Das Land fördert das Landesprogramm „Zeit und Erholung für mich – Kurberatung für pflegende Angehörige“ mit insgesamt rund zwei Millionen Euro über drei Jahre.

Während der Corona-Pandemie waren Vorsorge- und Rehabilitationskliniken kurzzeitig geschlossen, inzwischen haben sie nach Umsetzung strenger Hygienekonzepte wieder geöffnet. Auch die Beratung erfolgt unter sorgfältiger Beachtung von Hygiene- und Abstandsregeln. „Die Corona-Pandemie hat viele pflegende Angehörige an ihre Belastungsgrenzen gebracht“, sagte Minister Karl-Josef Laumann. „Grund war der zeitweise Wegfall von Einrichtungen der Tagespflege oder von Betreuungsgruppen. Doch bei aller Fürsorge darf die eigene Gesundheit nicht vergessen werden! Auch deswegen wird jeder, der in Kur geht, auf COVID-19 getestet – entweder zuvor beim Hausarzt oder bei Antritt der Kur in der Klinik.“

In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 800.000 Personen, die Pflege benötigen. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen werden von ihren Angehörigen oder anderen Bezugspersonen zu Hause gepflegt. Diese oft unterschätzte Belastung bleibt nicht ohne Folgen: Pflegende Angehörige sind oftmals körperlichen, psychischen, finanziellen und sozialen Belastungen ausgesetzt; eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt.

Info
Mehr Infos auch über die nächstgelegene Kurberatungsstelle unter www.kuren-fuer-pflegende-angehoerige.de oder bei den Projektbeteiligten.

Kurberatungsstellen als PDF

Projektbeteiligte und Rechtsgrundlage
Umgesetzt wird das Projekt vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V. in Kooperation mit der AW Kur und Erholungs GmbH, Tochtergesellschaft des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen e.V.. Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege statt. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) und die Projektträger kooperieren eng mit dem Nordrhein-Westfälischen Heilbäderverband, um ausreichende Angebote für pflegende Angehörige in erreichbarer Nähe vorhalten zu können.
Rechtsgrundlage für die sogenannte „Kur“ sind die §§ 23 und 40 SGB V. Danach können pflegende Angehörige eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- oder Reha-Leistung beantragen, um die eigene Gesundheit zu stärken oder wiederherzustellen.

Für Redaktionen
Ansprechpartnerinnen „Kurberatung für pflegende Angehörige“: Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V., Katrin Thiem (Projektleitung), Tel. 05251 209-436, k.thiem@caritas-paderborn.de. AW Kur- und Erholungs GmbH, Johanna Barbosa, Tel. 0231 5483-431, johanna.barbosa@aw-kur.de


v.l.: Esther van Bebber, Geschäftsführerin des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn e.V.; Katrin Thiem, Projektleitung; Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW; Johanna Barbosa, Projektreferentin; Andreas Frank, Geschäftsführer der AW Kur und Erholungs GmbH; Achim Bädorf, Sprecher des Heilbäderverbandes NRW

Foto: Andreas Fischer

Weitere Nachrichten

Meldung vom 26.03.2024
Politiker*innen, Menschen aus den AWO-Seniorenzentren und Vertreter*innen des Bezirksverbandes Westliches Westfalen haben gemeinsam gegen rechts protestiert. Vor dem Landtag in Düsseldorf bildeten sie eine Menschenkette. weiterlesen
Meldung vom 19.03.2024
Am Tag gegen Rassismus (21. März) setzen AWO-Seniorenzentren und Pflegeschulen mit Politiker*innen ein Zeichen gegen rechts weiterlesen
Meldung vom 15.03.2024
AWO NRW fordert gesetzliche Mindeststandards für die OGS von der Landesregierung. weiterlesen
Meldung vom 01.03.2024
Die Mehrheit zieht zu Tausenden durch die Städte, um gegen die Deportations-Fantasien der faschistischen Flachdenker zu protestieren. weiterlesen
Meldung vom 01.03.2024
AWO Bezirk Westliches Westfalen startet ins Veranstaltungsjahre „WANTED: Fachkräfte“ weiterlesen
Meldung vom 13.02.2024
Am 7. Februar fand die Fachtagung der AWO NRW zum Thema Kinder- und Jugendschutz unter dem Motto „Nachhaltige und partizipative Konzepte in der Kinder- und Jugendarbeit - Nur gemeinsam gelingt es!" statt. weiterlesen
Meldung vom 12.02.2024
Die Seniorenzentren der Arbeiterwohlfahrt haben im Jahr 2023 über 80 langjährig in der Pflege beschäftigten Hilfskräfte zu dringend benötigten Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten qualifiziert. weiterlesen
Meldung vom 07.02.2024
Die Arbeiterwohlfahrt begrüßt im parlamentarischen Verfahren zurückgenommene Kürzungen, übt aber auch klare Kritik am neuen Haushaltsplan. weiterlesen
Meldung vom 05.02.2024
Die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte für die in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigte Menschen sind in der Werkstätten-Mitwirkungsverordnung (WMVO) geregelt. weiterlesen
Meldung vom 01.02.2024
Über die AfD Recherche von CORREKTIV und die erschreckenden Blicke in das Innenleben von brutalen und skurrilen Rassisten schreibt der Steiger. Für viele Hunderttausende war das Potsdamer Fascho-Treffen das Signal auf die Straße zu gehen. Das ist gut so. mehr... weiterlesen