Stellungnahme zum „Erlass Ganztagsschulen und Ganztagsangeboten“

14.12.2010

AWO und Freie Wohlfahrtspflege haben eine kritische gemeinsame Stellungnahme verfasst.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung beabsichtigt, den bislang gegangenen Weg eines qualitativen und quantitativen Ausbaus von Ganztagsangeboten und schulischen Betreuungsangeboten weiter fortzusetzen und verfolgt damit die zentralen Ziele:

  1. Die umfassende Bildungsförderung möglichst aller Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrem sozialen und kulturellem Hintergrund
  2. die Unterstützung der Eltern in der Erfüllung ihrer erzieherischen Aufgaben
  3. die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  4. die Stärkung der Kommunen als attraktive Bildungsstandorte, auch im Hinblick auf ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung, die Beteiligung der Eltern sowie der Kinder und Jugendlichen an Konzeption und Umsetzung der Angebote
  5. die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe, Kultur, Sport und weiteren Partnern im Rahmen einer kommunalen Bildungsplanung.

Die LAG FW NRW sieht diese Zielsetzungen vor dem Hintergrund der bestehenden sowie der geplanten neuen Erlasslage bislang nur teilweise und nicht in ausreichendem Maße erfüllt.

Die im Erlassentwurf formulierte Zielsetzung eines bedarfsgerechten Zusammenspiels von ganztägiger Bildung, Betreuung und Erziehung sowie die „rhythmisierte Verteilung von Lernzeiten auf den Vormittag und auf den Nachmittag" als beschriebenes Merkmal offener und gebundener Formen von Ganztagsschulen sind begrüßenswerte Ziele. Gerade in der Offenen Ganztagsschule lässt sich jedoch in der Praxis vielfach eher ein „Nebeneinander" statt eines „Miteinanders" von unterrichtlichen und außerunterichtlichen Anteilen beobachten, was auch den strukturellen Bedingungen offener Ganztagsangebote geschuldet ist.

Die geplante zeitliche als auch finanzielle Ausgestaltung verbleibt auf der unteren Ebene dessen was nötig ist, damit die entsprechenden Angebote noch das Etikett „Ganztag" tragen können, erreicht aber im Grunde nicht das Niveau, das aus bildungs-, sozial- und familienpolitischen Überlegungen bedarfsgerecht erscheint. Leider, so lässt sich insgesamt aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe konstatieren, lässt der vorliegende Erlassentwurf keine wirkliche Stärkung der Träger der Kinder- und Jugendhilfe, keine Qualitätsverbesserung der Ganztagsschulen und Ganztagsangebote und keinen Schritt in Richtung der Entwicklung landesweiter Mindeststandards erkennen.

Die Möglichkeiten, die ein neuer, umfangreicher „Ganztags- Erlass" an dieser Stelle geben könnte, werden somit nur sehr am Rande wahrgenommen. Von daher hält die LAG FW NRW eine deutliche Überarbeitung des Erlassentwurfes für notwendig, in der die Rolle der Träger der Jugendhilfe im Ganztag, die Kooperation auf Augenhöhe und die erforderlichen (Personal)Standards angemessen geregelt werden.

Außerdem hält die LAG FW NRW mittelfristig eine gesetzliche Regelung des Ganztags in gemeinsamer Verantwortung von Jugendhilfe und Schule für sinnvoll.

Stellungnahme als PDF-Datei

Kontakt:
Landesarbeitsgemeinschaft AWO NRW
Norbert Dyhringer
Koordinator
Tel.: 0231 5483-245
norbert.dyhringer@awo-ww.de

Weitere Nachrichten

Meldung vom 20.11.2024
Mehr als 60 Vertreter*innen der AWO-Gliederungen und Einrichtungen aus ganz NRW kamen im Dortmunder Jugendgästehaus zusammen, um sich bei einem Fachtag über den Themenbereich Fördermittel zu informieren und auszutauschen. weiterlesen
Meldung vom 11.11.2024
Der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese war im AWO Landhaus Fernblick in Winterberg zu Gast. Dort informierte er sich über die Umsetzung eines neuen Gesetzes: weiterlesen
Meldung vom 01.11.2024
Dass die Bahn schon lange für Grenzerfahrungen sorgt und sich so mancher Fahrgast wie ein einem zeitverzögerten Paralleluniversum fühlt, ist nicht neu. Aber dass diese Pünktlichkeits-Lotterie ab nächstem Jahr teurer wird, stößt dem Steiger auf. weiterlesen
Meldung vom 31.10.2024
Die AWO und andere Wohlfahrtsverbände in NRW fordern die Landesregierung auf, die Zerschlagung des Landesprogramms „Soziale Beratung von Geflüchteten“ - wie im Haushaltsentwurf 2025 geplant - zu verhindern und Lösungen dafür zu finden,... weiterlesen
Meldung vom 31.10.2024
Herne ist mit Pflegeplätzen überversorgt / Gebäude müsste komplett saniert werden weiterlesen
Meldung vom 25.10.2024
Aufruf zur Demo gegen den Sparhaushalt der NRW-Landesregierung am Mittwoch, 13. November. weiterlesen
Meldung vom 15.10.2024
Das AWO-Projekt „klimafreundlich pflegen – überall!“ zählt zu den fünf Finalisten in der Kategorie „Umwelt schützen“ des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Gesundheit. weiterlesen
Meldung vom 15.10.2024
Der AWO Bundesverband kritisiert das System monetärer Familienförderung in Deutschland als zutiefst sozial ungerecht. weiterlesen
Meldung vom 04.10.2024
Zum Europäischen Tag der pflegenden Angehörigen am 6. Oktober fordert die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Bundesregierung auf, die im Koalitionsvertrag 2021 vereinbarten Vorhaben zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf endlich umzusetzen. weiterlesen
Meldung vom 01.10.2024
Wahlen in Thüringen und ein fürchterliches Attentat in Solingen haben das Asylrecht in einem Maße umgekrempelt, als habe die AfD die Bundesregierung gehackt. weiterlesen